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Archiv-Artikel

Kickerinnen überflügeln Kicker

Nächste Saison dürfte es in der Frauenbundesliga zum Duell Potsdam – Berlin kommen. TeBe dürfte aufsteigen – und so das Herrenteam als Club-Aushängeschild ablösen

So langsam kommt für die Fußballerinnen von Tennis Borussia Berlin das Ziel in Sichtweite. Nach dem 3:0-Erfolg am Sonntag gegen die SG Lütgendortmund ist für den Tabellenführer der 2. Bundesliga Nord der Aufstieg zum Greifen nah. „Alles andere wäre auch nicht akzeptabel“, sagt Gabriela Wahnschaffe, Geschäftsführerin und Managerin der Fußballfrauen bei TeBe. Sechs Spieltage vor Saisonende hat das Team neun Punkte Abstand auf einen Nichtaufstiegsplatz.

Das Selbstvertrauen ist groß. Nur einmal in dieser Saison mussten sich die TeBe-Damen bisher geschlagen geben. Trotzdem will bisher niemand jubeln: Daran ist vor allem die letzte Saison schuld. Mit fünf Punkten lag das Team damals schon in Front – und wurde am Ende dennoch abgefangen.

Diesmal sind die Voraussetzungen bestens. Die Strukturen und das Training wurden in den vergangenen Jahren professionalisiert; die Fußballerinnen fühlen sich im Club gut aufgehoben und unterstützt. „Die Akzeptanz im Verein ist da“, sagt Wahnschaffe, auch wenn die Oberligamannschaft der Männer immer noch Priorität besitzt. Mit einem möglichen Aufstieg könnte sich das ändern, denn TeBe ist bei Fußballerinnen in Berlin eine gefragte Adresse. „Im Sommer hatten wir einen extrem hohen Zulauf, fast schon einen Hype“, sagt Wahnschaffe.

In der Breite gibt es deshalb keine Probleme, nur wirkliche Spitzenfachkräfte sind nur schwer zu bekommen. „Wenn bei uns mal eine Leistungsträgerin ausfällt, können wir sie nicht gleichwertig ersetzen“, sagt sie weiter. Deshalb ist auch allen Verantwortlichen klar, dass der Kader in der jetzigen Form noch nicht erstligatauglich ist. Die Stärken der Mannschaft liegen klar in der Offensive und in der mannschaftlichen Geschlossenheit. In der ersten Liga wird es aber vor allem auf die Defensive ankommen, und da sieht Wahnschaffe den größten Nachholbedarf. Deshalb läuft hinter den Kulissen die Suche nach Verstärkungen auf Hochtouren.

In den letzten Jahren musste TeBe immer wieder talentierte Spielerinnen ziehen lassen. Wie zum Beispiel die Banecki-Schwestern, von denen die eine, Nicole, zuletzt ihr Debüt in der A-Nationalmannschaft gab. „Vielleicht können wir die in Zukunft wieder zurückholen“, hofft Wahnschaffe.

Im Moment sind beide aber noch eine Nummer zu groß. Verstärkungen sind aber unabdinglich. Der Unterschied zwischen erster und zweiter Bundesliga ist enorm, und nur mit Berliner Spielerinnen anzutreten wird nicht ausreichen. „In Berlin gibt es derzeit viele ordentliche Talente, aber keine überragenden“, sagt Wahnschaffe. Deshalb geht der Blick über die Grenzen der Stadt hinaus. Meist allerdings nicht weit: Zuletzt wurde man in Potsdam bei Turbine häufig fündig. Acht Spielerinnen im Kader von TeBe haben in ihrer Vergangenheit schon für Turbine gespielt. Deshalb sind die Potsdamerinnen für Wahnschaffe auch eher Vorbild als Konkurrenz. „Wir haben große Achtung vor deren Arbeit und dem tollen Ausbildungskonzept. Auf dem Spielfeld sind wir Gegner, aber keine Feinde“, sagt sie. Dass gute Berliner Talente eher bei Turbine landen als bei TeBe, stört sie auch nicht weiter. „Die könnten wir uns ohnehin nicht leisten.“

Zwischen beiden Vereinen liegen derzeit noch Welten. Das zeigte sich auch im DFB-Pokal im Oktober. Da gewann Potsdam locker mit 6:1. Während Turbine eine deutsche Spitzenmannschaft ist, sind die Brötchen, die bei TeBe gebacken werden, deutlich kleiner. Sollte der Aufstieg gelingen, ginge es zunächst einzig um den Klassenerhalt. Den zu erreichen, wird schwierig genug. Das mussten sie zuletzt vor sieben Jahren erfahren. Da spielte TeBe zuletzt erstklassig – um prompt gleich wieder abzusteigen. Das soll diesmal nicht wieder passieren. NICOLAS SOWA