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Archiv-Artikel

Der Lieblingsfeind als Steak

Trotz martialischer Speisekarte verliert Düsseldorf das 159. rheinische Eishockey-Derby gegen Köln. Gäste-Trainer Hans Zach gab der DEG nach dem 5:3-Auswärtssieg personalpolitische Ratschläge

Düsseldorf auf Trainersuche: „Der ganz große Name ist es aber nicht“

AUS DÜSSELDORFCHRISTIANE MITATSELIS

So viel Mühe hatten sich die Düsseldorfer schon lange nicht mehr mit ihrem Lieblingsfeind aus Köln gegeben. Auf dem Speiseplan im Vip-Zelt am Eisstadion an der Brehmstraße stand am Freitagabend eine besondere Spezialität: Haifisch-Steak konnte sich der DEG-Fan einverleiben, um sich zünftig auf das 159. rheinische Eishockey-Derby einzustimmen. Es nutzte nichts. Die Düsseldorfer EG spielte zwar schwungvoller als zuvor, kassierte aber gegen sehr selbstbewusste Kölner mit einem 3:5 die vierte Niederlage im vierten Heimspiel der Saison 2004/2005 der Deutschen Eishockey-Liga.

Walter Köberle, nach der Entlassung von Mike Komma DEG-Übergangs-Trainer, sah bedrückt aus, als er auf der Pressekonferenz, die in Düsseldorf im überfüllten Vip-Zelt stattfindet, das Wort ergriff. Es sei ein „Spitzenspiel mit hohem Tempo“ gewesen, rief er in den Altbier- und Haifisch-Steak-Dunst hinein. „Leider haben wir unsere Chancen nicht nutzen können.“ Dafür bekam der Gebeutelte, wohl zur Aufmunterung, Applaus. Den brauchte sein Kölner Kollege Hans Zach nicht. Ihm waren die Schultern von Haie-Sympathisanten schon auf dem Weg von der Halle ins Vip-Zelt weich geklopft worden. Feierte der Ex-Bundestrainer doch mit seinen Kölnern schon den sechsten Sieg im siebten Saisonspiel. Er habe „zwei starke Teams“ gesehen, jubilierte der Tölzer, „das war Werbung für den Eishockey-Sport.“ Zach übertrieb ausnahmsweise nicht. Es war ein hart umkämpftes, aufregendes Spiel. Eines, das – im Gegensatz zu den zuletzt eher lauen Begegnungen zwischen der Düsseldorfer EG und den Kölner Haien – wieder den Titel „Derby“ verdiente.

Von Beginn an ging es zur Sache: Beide Teams zeigten vor 10.191 Zuschauern in der Landeshauptstadt extrem hohes Tempo und vollen Einsatz, glänzten zudem mit schönen Spielzügen. Die Kölner agierten, im Gegensatz zum strengen Defensiv-System, das ihnen Zach normalerweise verordnet, erstaunlich angriffslustig. Trotzdem wäre ein Düsseldorfer Sieg möglich gewesen. Im zweiten Drittel hatte die DEG mit 2:0 in Führung gelegen. Köln glich aber schnell aus. Gleiches geschah nach dem Düsseldorfer 3:2 zu Beginn der letzten 20 Minuten; dem KEC gelang schnell das 3:3. In der Schlussphase entschied der überragende Kölner Oldie Dave McLlwain, 37, das Spiel zugunsten der Haie, als er in Unterzahl ein Solo startete und DEG-Goalie Andrej Trefilov rasant ausspielte. Sekunden vor Schluss traf Haie-Stürmer Eduard Lewandowski zum 5:3 ins leere Tor. In der ewigen Derby-Bilanz werden somit 81 Kölner Siege, 67 DEG-Erfolge und 11 Remis geführt.

Die schlechte Statistik ist momentan jedoch das geringste Problem der Düsseldorfer, die am Sonntag in Frankfurt antreten mussten (bei Redaktionsschluss dieser Ausgabe noch nicht beendet). Der Traditionsverein braucht schnell einen neuen Trainer, bei der Suche wirken die Klubchefs allerdings ebenso hilf- wie planlos. Aufsichtsrat-Chef Jochen Suhr will zwar – schon im Hinblick auf den Umzug in die schicke, neue Arena im Jahr 2006 – einen wirklichen Neuanfang starten. Seltsamerweise holte sich die DEG aber zunächst Rat beim geschassten Komma ein. Der gebürtige Tölzer empfahl – wie nicht anders zu erwarten war – seinen Tölzer Trainer-Spezi Axel Kammerer, der unlängst in Kassel gescheitert war, als Nachfolger. Auch der Ur-Tölzer Zach, der Anfang der 90er Jahre dreimal Meister mit der DEG war, erhielt einen Anruf aus Düsseldorf. Der Haie-Coach pries ebenfalls Kammerer an. „Doch den wollen sie nicht, weil er in Kassel gescheitert ist“, berichtete Zach.

Ehemalige DEG-Stars wie Peter John Lee, zurzeit Manager in Berlin, oder Chris Valentine würden sofort nach Düsseldorf kommen, vermutlich sogar zu Fuß. Doch ihnen traut der Klub das Traineramt auch nicht zu. Trotzdem ist Suhr guter Dinge: „Wir sind mit einem Kandidaten schon sehr weit, der auch als Trainer schon Erfolg hatte“, sagte er dem Express. „Der ganz große Name ist es aber nicht.“ Ein ganz großer Name wäre Uwe Krupp gewesen, doch der sagte der DEG ab. Der gebürtige Kölner hält sich, das brachten die Bemühungen der Düsseldorfer ans Tageslicht, bereit für das Traineramt bei den Haien. Dort soll er das Erbe von Zach antreten, dessen Vertrag 2006 ausläuft – oder falls Zach scheitern sollte, auch schon 2005. Doch danach sieht es zurzeit nicht aus.