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Archiv-Artikel

Saudische Schule vor dem Aus

Die Kölner Bezirksregierung plant offenbar, die König-Fahd-Akademie in Bonn wegen islamistischer Tendenzen zu schließen. Das Bundesinnenministerium unterstützt den harten Kurs. Offen ist bisher die Zukunft des Berliner Ablegers der Akademie

aus Köln PASCAL BEUCKER

Die umstrittene König-Fahd-Akademie in Bonn steht offenbar kurz vor ihrer Schließung. Noch in dieser Woche will die Kölner Bezirksregierung eine Entscheidung über die Zukunft der von Saudi-Arabien finanzierten Schule treffen. „Die Tendenz, dass die Schule geschlossen wird, hat sich in den letzten Tagen verstärkt“, bestätigte Behördensprecherin Katja Pustowka. Man habe massive Bedenken wegen islamistischer Tendenzen an der Schule. Die 465 Schüler sollen auf andere Schulen im Bonner Stadtgebiet verteilt werden.

Die Bundesregierung unterstützt die Maßnahmen der nordrhein-westfälischen Behörden. Wenn von der Schule verfassungsfeindliche Aktivitäten ausgingen, „dann müssen selbstverständlich Konsequenzen gezogen werden“, sagte ein Sprecher des Innenministeriums gestern in Berlin. Keine Angaben machte der Sprecher hingegen, welche Auswirkungen eine mögliche Schließung auf die Berliner Dependance der saudischen Einrichtung haben wird.

Die 1995 eröffnete Akademie steht in Verdacht, ein Anziehungspunkt für Islamisten aus der ganzen Bundesrepublik zu sein. Sie war in die Kritik geraten, nachdem ein inzwischen suspendierter Lehrer beim Gebet zum „heiligen Krieg“ aufgerufen hatte. Bereits in der vergangenen Woche hatte der Kölner Regierungspräsident Jürgen Roters (SPD) mitgeteilt, sein Ziel sei es, die Schule zu schließen. Es gebe Erkenntnisse, „dass dort fundamentalistische islamistische Doktrinen vertreten werden“. Zudem würden sich im Umfeld der Akademie „Aktivisten aufhalten, bei denen wir Erkenntnisse haben, dass sie zum terroristischen Umfeld Kontakt haben“. Der Direktor der Akademie, Ahmed al-Hamudi, erklärte hingegen, er wisse nichts von Absichten der Behörden, die Schule diese Woche zu schließen. „Wir haben in den vergangenen Jahren keine Beschwerden von irgendeiner Seite in Deutschland erhalten“, sagte er gestern der arabischen Zeitung Al-Hayat.

An der Fahd-Akademie, die als so genannte Ergänzungsschule angemeldet und staatlich anerkannt ist, wird nicht nach deutschem, sondern nach saudischem Lehrplan unterrichtet. So erhält beispielsweise ein Schüler der siebten Klasse pro Woche acht Stunden Religionsunterricht, sechs Stunden Arabisch und nur eine Stunde Deutsch. Der Schwerpunkt des Unterrichts liegt dabei auf der Vermittlung der strengen wahhabitischen Lehre Saudi-Arabiens. So fielen die Ergebnisse einer Überprüfung von Schulbüchern der Akademie durch die Bezirksregierung „Besorgnis erregend“ aus. In den Büchern werde eine „sehr enge Auffassung“ vom Islam vermittelt. Frauen kämen in ihnen überhaupt nicht vor.

Darüber hinaus scheint die Fahd-Akademie auch Kontakte zu radikalislamistischen Kreisen zu pflegen. So soll das Vermögen der als GmbH organisierten Einrichtung laut Gesellschaftervertrag im Falle einer Schließung an die „Islamische Gemeinschaft in Deutschland“ (IGD) fallen. Die Kontakte zur IGD bewertete NRW-Verfassungsschutzchef Hartwig Möller als „Alarmzeichen“. Die unter dem Einfluss des gewaltbereiten ägyptischen Zweiges der Muslimbruderschaft stehende IGD wird vom Verfassungsschutz beobachtet. Einige ihrer Anhänger sollen, so Möller, „enge Beziehungen unterhalten zu terroristischen Organisationen“.

Unterstützung bekommt die Fahd-Akademie von einem, um den es zuletzt still war: Jamal Karsli, parteiloser Abgeordneter im Düsseldorfer Landtag und Auslöser der Möllemann-Affäre. Die Vorwürfe gegen die Schule, so Karsli, seien eine „Verleumdungs- und Diffamierungskampagne der Medien“.