: Anschlag auf Wolfowitz
US-Vizeverteidigungsminister entgeht knapp Raketenangriff auf Bagdader Hotel. Ein US-Soldat stirbt, 15 Menschen werden verletzt. 20.000 Teilnehmer bei Antikriegsdemo in Washington
BAGDAD afp ■ Der stellvertretende US-Verteidigungsminister Paul Wolfowitz ist gestern nur knapp einem Raketenanschlag auf sein Bagdader Hotel entgangen. Bei dem Angriff auf das Luxushotel „Raschid“ im Zentrum der irakischen Hauptstadt wurde nach Angaben eines Militärsprechers ein US-Soldat getötet und weitere 15 Menschen verletzt. Wolfowitz blieb unversehrt.
Sichtlich erschüttert sprach Wolfowitz in einer Pressekonferenz kurz nach dem Anschlag von einer „verzweifelten Tat eines sterbenden Regimes“. Die US-Regierung werde ihre Arbeit in Irak fortsetzen, sagte Wolfowitz, der „Architekt“ des jüngsten Krieges. Die US-Bürger, die sich derzeit in Irak aufhielten, seien „Helden“. Unter den verletzten Hotelgästen waren nach US-Angaben sieben US-Regierungsmitarbeiter, vier US-Militärs sowie vier weitere Ausländer.
US-Außenminister Colin Powell hat eingeräumt, dass das Ausmaß der Angriffe in Irak seit Ende des Krieges die Erwartungen seiner Regierung übertrifft. „Wir haben nicht damit gerechnet, dass es so intensiv und so lang andauern wird“, sagte Powell am Sonntag dem US-Fernsehsender NBC.
Augenzeugen berichteten von Blut auf den Fluren des 400-Zimmer-Hotels. Opfer seien auf Tragen aus dem Gebäude gebracht worden. Die Einschlaglöcher im siebten und achten Stockwerk des 14-stöckigen Gebäudes waren weithin sichtbar.
Die US-Armee hatte den gesamten Bezirk vor dem Besuch von Wolfowitz abgeriegelt. Die Täter umgingen offenbar die strengen Sicherheitsvorkehrungen, indem sie vom nur wenige hundert Meter entfernten Zoo ihren Angriff starteten. Gegen 6.10 Uhr Ortszeit feuerten sie einem US-Offizier zufolge 29 Raketen auf das Hotel ab. Der auf einem Anhänger versteckte Raketenwerfer aus irakischer Produktion sei später auf dem Gelände des Tierparks entdeckt worden. Drei mutmaßliche Angreifer seien mit einem Transporter geflohen.
In Washington demonstrierten am Samstag rund 20.000 Menschen gegen die andauernde US-Präsenz in Irak. Die Redner auf der größten Antikriegskundgebung in den USA seit dem Sturz des irakischen Machthabers im April bezichtigten US-Präsident George W. Bush der „Lüge“ wegen seiner Rechtfertigung des Krieges mit der Bedrohung durch Massenvernichtungswaffen. In San Francisco gingen etwa 4.000 Menschen gegen den Krieg auf die Straße.
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