piwik no script img

Archiv-Artikel

Frei parken zum Vergnügen der Investoren

Stadtentwicklungssenator Strieder hat ein Problem: Das landeseigene Areal des Spreeparks ruht unter einem Schuldenberg. Investoren gäbe es zwar, aber die bieten zu wenig. Mehr Geld brächte ein Vergnügungspark mit mehr Parkplätzen, mitten im Landschaftsschutzgebiet. Umweltschützer toben

von MARINA MAI

Kettenkarussell oder Achterbahn? So lautete früher die entscheidende Frage im Spreepark. Doch weil da schon seit fast zwei Jahren gar nichts mehr läuft, steht Stadtentwicklungssenator Peter Strieder (SPD) nun vor einem ganz anderen Problem: Abbau von Schulden oder Abholzen von Bäumen? Denn um einen Investor für den geschlossenen Vergnügungspark zu finden, wird nun offenbar überlegt, großflächig Grün- in Parkfläche umzuwandeln.

Im Januar 2002 hatte sich der ehemalige Spreepark-Betreiber Norbert W. nach Peru abgesetzt. Seitdem ist das Areal im Plänterwald verwaist. Das Grundstück, das W.s Spreepark-GmbH vom Land Berlin in Erbpacht genommen hat, ist mit einer Grundschuld von 24 Millionen Mark beliehen worden, hatte aber 1997 nur einen Wert zwischen 8 und 9 Millionen Mark. Insgesamt belaufen sich die Schulden der inzwischen insolventen GmbH Presseberichten zufolge auf 15 Millionen Euro. Gläubiger sind Banken, das Land Berlin und viele kleine Schausteller- und Handwerksfirmen. Gegen Norbert W. ermittelt die Staatsanwaltschaft wegen Insolvenzverschleppung und Untreue.

In einem offenen Bieterverfahren bewerben sich zwar derzeit fünf Firmen um den Kauf des Areals, darunter die dänische Firma Tivoli International, das französische Unternehmen Grevin & Companie und der ehemalige Spreepark-Schausteller Rolf Deixel. Nach Information von Lisa Paus (Grüne) hat jedoch kein Bieter ein Angebot gemacht, das die Gläubiger befriedigt.

Der Liegenschaftsfonds, der das Grundstück verwaltet, hat bei der Senatsverwaltung einen Masterplan in Auftrag gegeben. Der werde Anfang November vorgelegt, sagte Petra Rohland für die Stadtentwicklungsverwaltung der taz. „Der Masterplan ist notwendig, weil das schuldenbelastete und verwahrloste Grundstück wieder wirtschaftlich verwertet werden soll. Wir prüfen, wie viel versiegelte Flächen im Plänterwald verträglich sind, wie man die Belange des Landschaftsschutzes, des Trinkwasserschutzes und der angestrebten Nutzung als Freizeitpark miteinander vereinbaren kann. Die Investoren sollen wissen, woran sie sind.“

Das wollen aber auch Anwohner und Umweltschützer. Schließlich gehört der innerstädtische Wald laut Agenda 21 zu dem Grünzug, der die Innenstadt belüftet. Mit dem Masterplan wurde das Bebauungsplanverfahren im Bezirksamt Treptow- Köpenick gestoppt, das 900 Parkplätze für den Vergnügungspark vorsah. Bereits dagegen hatten sich im Rahmen der frühzeitigen Bürgerbeteiligung hunderte von Treptowern und Kreuzbergern ausgesprochen. „Wir kennen den Masterplan nicht“, sagt Paus nun, „aber alles spricht dafür, dass es um weitere Einschnitte beim Landschaftsschutz geht, um einen größeren Erlös aus dem Grundstücksverkauf zu erzielen.“

Das befürchtet auch Erhard Reddig, Sprecher der Bürgerinitiative „Keine Autos in den Plänterwald“: „Uns ist ein Schreiben von Senator Strieder an die Firma Tivoli bekannt geworden. Dort schreibt Strieder, dass man über die von Tivoli geforderten 2.000 Parkplätze und 100 Busstellplätze reden könne.“

Strieders Sprecherin Rohland weist jedoch die Vermutung zurück, hier werde Tivoli bevorzugt. „Richtig ist lediglich, dass wir Tivoli nach Berlin holen wollen, egal ob in den Plänterwald oder an einen anderen Ort.“

Schon Exbetreiber Norbert W. hatte stets beklagt, dass der Park ohne Stellplätze nicht rentabel zu betreiben sei – und daher 900 Parkbuchten gefordert. Das wurde abgelehnt – weil es sich hier um ein Landschaftsschutzgebiet handelt.