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Archiv-Artikel

„Ein ermutigendes Signal“

Nach den NRW-Stichwahlen fühlen sich fast alle Parteien als Sieger. Niederlagen gelten als „Ausrutscher“

KÖLN taz ■ Alle grünen Hoffnungen ruhten auf „Bea Bürgermeister“: Noch einen Tag vor der Stichwahl am Sonntag war Grünen-Chefin Claudia Roth nach Alsdorf in der Nähe von Aachen gereist, um Beatrix Schongen zu unterstützen. Doch umsonst: Die einzige Grüne, die es bei den nordrhein-westfälischen Kommunalwahlen in die Stichwahl geschafft hatte, verlor mit knapp 30 Prozent gegen Helmut Klein, dem gemeinsamen Kandidaten von CDU und SPD.

Freuen konnten sich die Grünen hingegen in Duisburg. Dort siegte der von ihnen unterstützte Kandidat: ein Christdemokrat. Mit sensationellen 61,2 Prozent setzte sich Adolf Sauerland gegen die unbeliebte SPD-Amtsinhaberin Bärbel Zieling durch, die nur auf 38,8 Prozent kam. Damit wird Duisburg erstmalig in der Nachkriegsgeschichte nicht mehr sozialdemokratisch regiert. Auch in Wuppertal, der Stadt von Friedrich Engels und Johannes Rau, lag CDU-Herausforderer Peter Jung mit 64,7 Prozent deutlich vor dem affärenbelasteten bisherigen SPD-Titelträger Hans Kremendahl. Für CDU-Landeschef Jürgen Rüttgers zeigten diese Erfolge, „dass die CDU in Großstädten gewinnen kann, die bislang immer in Händen der SPD gewesen sind“. Dies sei „ein ermutigendes Signal für die Landtagswahl“.

Ansonsten hatte die CDU nicht viel Grund zum Jubeln bei den Stichwahlen. Zwar bleibt mit Essen die größte Stadt des Ruhrgebiets christdemokratisch: CDU-Kandidat Wolfgang Reiniger behauptete sich mit 54,9 Prozent gegen den SPD-Konkurrenten Reinhard Paß. Aber die SPD konnte der Union fünf Oberbürgermeisterposten entreißen – auch in der schwarzen Hochburg Mönchengladbach. Denkbar knapp unterlag in Leverkusen CDU-Amtsinhaber Paul Hebbel seinem SPD-Herausforderer Ernst Küchler mit nur 755 Stimmen. Besonders schmerzhaft: Die fünfjährige CDU-Regentschaft von Oliver Wittke im roten Gelsenkirchen ist vorüber. Der Sozialdemokrat Frank Baranowski kam auf 51,9 Prozent.

Auch in den kreisangehörigen Gemeinden legte die SPD zu. Sie gewann 29 Bürgermeisterposten von der Union. An die CDU abgeben mussten die Sozialdemokraten elf Rathäuser in den Klein- und Mittelstädten. Die SPD stellt nun in den kreisfreien Städten an Rhein und Ruhr 13 Oberbürgermeister, der CDU gehören zehn Stadtoberhäupter an. Die Landkreise bleiben überwiegend schwarz: 27 der 31 Landräte werden von der CDU gestellt. SPD-Landeschef Harald Schartau erkannte einen „insgesamt großen Erfolg“. Die Niederlagen in Duisburg und Wuppertal seien „örtliche Ausreißer“.

Uneingeschränkt freuen konnte sich die FDP. Ihr gelang eine Trefferquote von 100 Prozent: In den kleinen rheinischen Gemeinden Eitorf und Wermelskirchen gewannen die zwei Liberalen, die in die Stichwahlen gekommen waren. PASCAL BEUCKER