Ariel Scharon sucht neue Partner

Der israelische Ministerpräsident erleidet wegen seines Gaza-Abzugsplans eine Niederlage im Parlament

JERUSALEM ap/afp ■ Der israelische Ministerpräsident Ariel Scharon hat gestern einen neuen Anlauf zur Stärkung seiner in Bedrängnis geratenen Koalitionsregierung unternommen. Er entsandte Verteidigungsminister Schaul Mofas zu einem Treffen mit dem geistlichen Führer der oppositionellen Schas-Partei, die seinen Plan eines einseitigen Abzugs aus dem Gaza-Streifen bislang nicht unterstützt. Wegen des Widerstands gegen den Abzugsplan hat die Regierung ihre Mehrheit im Parlament, der Knesset, verloren.

Eine Einigung erzielten Rabbi Ovadia Josef und Mofas nicht. Es wird erwartet, dass die Gespräche fortgesetzt werden. Der gegenwärtige Zustand sei unhaltbar, sagte Scharon. Beobachter vermuten, dass er in den kommenden Tagen weitere Versuche unternehmen wird, um seine Regierung zu stärken.

Vizeregierungschef Ehud Olmert forderte die oppositionelle Arbeitspartei gestern zu einer Koalition mit der regierenden Likud-Partei auf. Im Rundfunk sagte er weiter, für die Erweiterung des Regierungsbündnisses sei die Arbeitspartei von vorrangiger Bedeutung.

Scharon will im kommenden Jahr alle israelischen Truppen und jüdischen Siedler aus dem Gaza-Streifen sowie aus vier Siedlungen im Westjordanland abziehen, stößt damit aber bei einigen Mitgliedern seiner Koalition auf Widerstand. Der Regierungschef will seinen umstrittenen Plan am 25. Oktober dem Parlament vorlegen. Am Montag lehnten die Abgeordneten der Knesset seine Rede zur Lage der Nation, in der er den Plan verteidigte, in einer symbolischen Geste mit 53 zu 44 Stimmen ab. Zu den Gegnern zählten auch etwa ein Viertel der Abgeordneten seiner eigenen Likud-Partei. Nach Ansicht von Beobachtern könnte Scharon gezwungen sein, vorgezogene Neuwahlen anzusetzen. Der Regierungschef sagte gestern, er wolle versuchen, dies zu vermeiden.