: Einblick (22)
Michaela Lechner & Carl PeterGaleristen
taz: Seit wann und warum leben Sie in Berlin?
Lechner & Peter: Wir sind unabhängig voneinander vor ca. 20 Jahren nach Berlin gekommen und haben uns hier nach wenigen Tagen kennen gelernt. Seitdem haben wir verschiedene (Kunst-)Projekte zusammen unternommen und haben dann vor einem Jahr die Galerie Kryptische Konzepte eröffnet. Die Frage „Warum Berlin?“ mündet letztlich in der Frage „Wo denn sonst?“
Wie wichtig ist der Standort Berlin für ihre Arbeit?
Berlin war sicher einmal sehr wichtig für unsere Projekte. Das kulturelle Umfeld der 80er- und teilweise der 90er-Jahre hat uns bestimmt geprägt. Mittlerweile ist der Standort allerdings eher weniger inspirierend und deshalb weniger wichtig geworden. Die Ideen und Projekte, die uns beschäftigen, können eigentlich an jedem Ort auf der Welt stattfinden.
Woran arbeiten sie gerade? Zurzeit läuft bei uns „Beuys goes ebay“, eine Ausstellung von 93 Exponaten von bzw. über Beuys, die wir innerhalb von 3 Monaten bei eBay im Internet ersteigert haben. Als Budget hatten wir 2.500 Euro festgelegt. Für diesen geringen Betrag konnten wir eine interessante Sammlung Beuys’scher Multiples ersteigern, darunter die Holzkiste „Intuition“ oder die FIU-Rotweinflasche. Dazu kommen skurrile Exponate wie die Platte „Sonne satt Reagan“, gesungen von Beuys. Wir haben die Exponate nach Themenkomplexen geordnet, sodass eine kleine, ungewöhnliche Retrospektive über Beuys’ Leben und Arbeit entsteht.
Was wundert sie in der Berliner Kunstlandschaft am meisten? Die nicht vorhandene Kommunikation der Galerien untereinander, die Egomanie der KünstlerInnen sowie das Desinteresse der Medien an vermeintlich kleinen Galerien und vermeintlich unbedeutenden Projekten.