was macht eigentlich ...die AOK?
: Churchill widerlegen

Laufen ist Volkssport geworden. Wer’s immer noch nicht glaubt, beobachte die mehr als 30.000 Läufer, die sich einmal pro Jahr quer durch die Stadt quälen. Sie hecheln zur Ziellinie bei 42,195 km, um dann zu sagen: Ich hab’s geschafft, ich bin dabei. Der Berlin-Marathon als der letzte Beweis der körperlichen Fitness! Allein, die AOK macht da nicht mit. „Deutschland bewegt sich falsch“, behauptet die Gesundheitskasse und belegt das auch noch gleich: Die Laktatwerte stimmen bei der Hälfte der deutschen Hobbyläufer nicht. Sie rennen zu schnell, zu lang, es ist zu anstrengend. Wer rot und schwitzend durch den Stadtwald pflügt, der kann nicht glücklich sein, so das Fazit der Gesundheitswächter. Gleichwohl will man den Bewegungsdrang nicht missen, lediglich ein bisschen steuern. Schließlich sei man froh um jeden, der sich nicht an Churchill halte. Dem Beispiel des britischen Premierministers, der den Sport bekanntermaßen mit Mord gleichsetzte, eifern immerhin fast zwei Drittel der Deutschen nach – und nähern sich auch äußerlich den Rundungen des Vorbilds an. Das kostet Geld – und das ist knapp bei Kassen. Deshalb will die AOK überzeugen, dass „Sport Spaß machen muss“, um der Mehrheit der Sportmuffel beizukommen. Warum sie dafür aber engagierten Hobbysportlern in die Ohren pikst, um deren Laktatwerte zu erforschen, ist nicht erklärlich. Die Marathon-Aspiranten sind vom Sinn der Sportlichkeit sowieso schon überzeugt. Und den Rest interessieren auch die Laktatwerte nicht. ANN FOTO: AP