: Europa als Gesellenstück
Lehrlinge können bald eine besondere Auslandsqualifikation erwerben, den Europa-Assistenten. Das Pilotprojekt der Handwerkskammern startete im September – internationale Kompetenz ist gefragt
VON SALVIO INCORVAIA
Grenzüberschreitende Ausbildung wird im Handwerk groß geschrieben: Zukünftige Lehrlinge aus dem Raum Dortmund, Düsseldorf und Münster können sich ab 2006 zusätzlich zum „Europa-Assistent“ qualifizieren.
„Gerade in den strukturschwachen Regionen von Nordrhein-Westfalen fehlt es in den Betrieben an Auszubildenden, die als künftige Fach- und Führungskräfte grenzüberschreitend einsetzbar sind“, meint Rainer Nolten, Geschäftsführer des Westdeutschen Handwerkskammertag (WHKT), der landesweiten Vereinigung aller Handwerkskammern. Das neue Projekt beinhaltet deshalb einen dreiwöchigen Auslandsaufenthalt pro Ausbildungsjahr und auch interkulturellen Unterricht.
Gefördert wird das WHKT-Projekt aus Mitteln des Landesministeriums für Wirtschaft und Arbeit und aus Fördertöpfen der Europäischen Union (EU). Zusätzliche Unterstützung erhält der „Europa-Assistent“ von privaten Förderprogrammen, die Tagegeld für die Sprachkurse sowie An- und Abreise übernehmen wollen.
Entwickelt und erprobt wird das erste Pilotprojekt zur Zeit mit den Partnerkammern in Dortmund, Düsseldorf und Münster. Erste Kontakte mit Schulen und Ausbildungszentren in England oder Frankreich sind geknüpft. Geplant ist auch ein Austausch mit Auszubildenden aus den entsprechenden Ländern. Der offizielle Startschuss soll dann im Jahr 2006 fallen: Dann wollen die drei Kammern jedes Jahr insgesamt 135 Praktika für Handwerkslehrlinge ins Ausland vermitteln.
Die Vertiefung der Fremdsprachenkenntnisse, das Kennenlernen neuer Betriebsabläufe und die Erweiterung des fachlichen Wissens der eigenen Azubis – das sind die Hoffnungen der NRW-Handwerkskammern.
„Wir hoffen, dass die Mitarbeiter der einzelnen Betrieben dann besonders motiviert und selbstbewusst aus dem Auslandspraktikum zurück kehren“, sagt Projektleiterin Gabriele Robrecht von der HWK in Dortmund. Sie setzt darauf, dass die Auszubildenden hernach leistungsstärker und damit im heimatlichen Unternehmen flexibler einsetzbar sind.
Denn auch für das Handwerk in NRW werden die Beziehungen zum europäischen Ausland immer wichtiger: Besonders kleine Betriebe und Mittelständler brauchen einen derart qualifizierten Nachwuchs.
Angestrebt wird ebenso ein regelmäßiger Praktikantenaustausch mit den Benelux-Staaten, sowie Norwegen, Italien, Polen und Tschechien. Die ersten Schritte sind bereits getan: Eine Pilotphase ist bereits im September angelaufen. Als erste Gruppe gingen sieben Auszubildende aus Dortmund für drei Wochen nach Südengland. Nach einer Woche in einem Berufsbildungszentrum haben sie anschließend allein oder zu zweit in den lokalen Privatbetrieben angefangen.
Doch die Pioniere sind im Nachteil: Lehrlinge, die vor 2006 ins Ausland gehen, können den „Europa-Assistenten“ noch nicht erwerben. Sie erhalten nur einen so genannten Euro-Pass, mit dem der Auslandsaufenthalt während der Azubi-Zeit nachgewiesen werden kann.
In der jetzt angelaufenen Pilotphase sollen vor allem Auszubildende aus den Bereichen Metall, Holz, Elektro und Nahrungsmittelverarbeitung gewonnen werden. „Aber auch Frisöre sind willkommen“, sagt Robrecht.
Informationen gibt es bei der Ausbildungsberaterin Gabriele Robrecht unter 0231/54 93 302 oder im Internet: www.hwk-do.de