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Archiv-Artikel

Spenden gegen Kunst

Die Stiftung Kinderzentrum Ruhrgebiet baut in Bochum das erste Sozialpädiatrisches Zentrum für Kinder mit Handicaps im Revier

Aus BochumPETER ORTMANN

Im Ruhrgebiet entsteht zum ersten Mal ein Sozialpädiatrisches Zentrum (SPZ) für Kinder mit Handicaps, für behinderte und von Behinderung bedrohte Frühgeborene und Säuglinge. Im Juli feierte der Rohbau neben der Bochumer Kinderklinik zünftig mit Schnaps sein Richtfest, im kommenden März wird das Kinderzentrum nach Münchner Vorbild eröffnet. Architekt Rainer Kemper gab dafür grünes Licht. „Wir liegen voll im Zeitplan“.

Fünf Millionen Euro wurden von der Stiftung bereits gesammelt. Sie sollen bis zur Eröffnung vollständig ausgegeben werden. „Ziel ist es, dass die gesammelten Gelder zu 100 Prozent den Projekten zugute kommen“, sagte Geschäftsführerin Iris von der Lippe gestern im Bochumer Stanzwerk. Den großen Teil der laufenden Kosten sicherten zwar die Krankenkassen ab, Geld brauche die Stiftung aber dauerhaft. In der ehemaligen Stahlfabrik, die zur Zeit als Veranstaltungsort für die Öffentlichkeit wieder zugänglich gemacht wird, werden deshalb Anfang November Kunstwerke von einer Profi-Auktionatorin zu Gunsten der Stiftung versteigert. „Farbe bekennen“ heißt die Aktionswoche, die unter der Schirmherrschaft des Bochumer Museumsdirektors Hans Günter Golinski, stattfindet. „Ich hab das gern gemacht“ sagt er, schließlich könne nicht alles in einem Museum passieren. „Farbe kommt in einer Kinderklinik gut an“, Physiotherapeutin Iris von der Lippe, die zusammen mit ihrer Kollegin Bettina Menzen bereits Anfang der 1980er Jahre die Idee entwickelte, hofft auf zahlungskräftige Kunstinteressierte und Sammler. „Wir machen so etwas zum ersten Mal“, sagt sie, die meisten Künstler sicher nicht, ihre Werke sind oft begehrtes Tauschobjekt für Geldgeber, die sich nicht nur mit einer Spendenquittung zufrieden geben wollen.

62 Kunstschaffende aus der Region haben Arbeiten für die Benefiz-Aktion zur Verfügung gestellt. „Eine breite Palette der Qualität“ sagt Museumschef Golinski. Dabei seien Werke mit musealem Charakter, aber auch Werke, die allein „aus Freude an der Kunst“ entstanden seien. Das sei aber für die potentiellen Käufer oft unwichtig. Vielen sei für ihren Alltag mit Kunst nur wichtig, dass die Farbe ansprechend sei und dass Kunst heilende Wirkung habe, könne auch in den Museen beobachtet werden.

Inwieweit die Künstler von dieser Versteigerung zusätzlich profitieren, ist nicht sicher. Doch diese Einrichtung hat Unterstützung verdient und nötig. Das ambulante Zentrum für Früherkennung, Frühdiagnose und Frühtherapie wurde ausschließlich aus Spenden finanziert. Die Geschäftsführung werden der Kinderarzt und Neuropädiater Jörg Hohendahl und die Vojta-Lehrtherapeutin Bettina Menzen übernehmen. Das sanft geschwungene Gebäude wird 900 Quadratmeter Raum für das SPZ und eine eigene Turnhalle besitzen. Gestartet wird die ambulante Arbeit mit sechs Teams. Bei der Früherkennung von Behinderungen in den ersten Lebenstagen kommt es buchstäblich auf die Minute an. Der Bedarf nach kompetenter Diagnose ist in der Ruhr-Region sehr groß, bisher mussten sich Eltern mit unerträglich langen Wartelisten abfinden. „Insofern hat die Einrichtung große Bedeutung“, sagt von der Lippe, im Ruhrgebiet werde sie einzigartig sein.

Die Aktionswoche vom 31. Oktober bis zur Auktion am 7. November ist ausgefüllt mit Veranstaltungen. Die Stiftung startet unter dem Titel „Der Weg ins Innere“ ein Symposium über den Einsatz von Kunsttherapie bei kranken Kindern und der Filmemacher Christoph Böll stellt das „Hänner-Schlieker-Projekt“ vor, eine Filmreihe über den Maler und Bildhauer aus Bochum.