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Archiv-Artikel

Blauer Brief für Terroristen

Nach diplomatischen Gesprächen mit der saudischen Botschaft wird die umstrittene König-Fahd-Akademie in Bonn nun doch nicht geschlossen. Strenge Auflagen von den Behörden verordnet

KÖLN rtr/epd/afp/ap ■ Die als Anziehungspunkt für Islamisten aus ganz Deutschland geltende König-Fahd-Akademie in Bonn wird doch nicht geschlossen. Der Kölner Regierungspräsident Jürgen Roters kündigte gestern nach Verhandlungen mit der saudi-arabischen Botschaft überraschend an, dass die vom saudischen Königshaus finanzierte streng islamische Schule weiterarbeiten dürfe – allerdings nur unter strengen Auflagen. Die Entscheidung fiel Roters zufolge auch unter diplomatischem Druck.

Die deutschen Behörden und die saudische Botschaft hätten sich auf einen konkreten Maßnahmenkatalog geeinigt. „Der Schulträger wird Lehrer, die zu Gewalt aufrufen, aggressiven Fundamentalismus verbreiten oder Kontakt zu Personen aus dem terroristischen Umfeld halten, von der Schule abziehen“, fasste Roters den Inhalt der Vereinbarung zusammen. Deren Einhaltung nannte er die „letzte Chance“ für die 1995 gegründete Organisation, zu der eine Schule und eine Moschee gehören.

Die König-Fahd-Akademie soll sich künftig allein auf ihren schulischen Auftrag beschränken, sagte Roters weiter. Der Schulleiter habe die Auflage, ab sofort keinerlei außerschulische Veranstaltungen mehr an der Akademie zuzulassen. Personen, die im Verdacht stehen, Kontakt zu terroristischen oder extremistischen Organisationen zu haben, dürften auf keinen Fall mehr Zutritt erhalten.

Roters räumte aber ein, dass die Schule weiter nach dem saudi-arabischen Lehrplan unterrichten könne. Es werde jedoch eine deutsch-arabische Konferenz eingesetzt, die die Stundentafel „kritisch durchleuchten“ soll. Weiterhin werde geprüft, ob und in welchem Umfang an der Akademie unterrichtete Kinder zu Unrecht von der deutschen Schulpflicht befreit wurden. Von den rund 450 Schülern besitzen der Stadt Bonn zufolge 211 die deutsche Staatsangehörigkeit. Nach Angaben des Regierungspräsidenten sollen laufende Maßnahmen von Polizei und Verfassungsschutz im Umfeld der Schule unverändert fortgesetzt werden. So würden auch künftig verdächtige Einzelpersonen weiter beobachtet.

Vertreter der Bonner Polizei und des nordrhein-westfälischen Innenministeriums begrüßten den vereinbarten Maßnahmenkatalog. Der Bonner Polizeidirektor Heino Fredrichsdorf äußerte sich überzeugt, die Regelung könne „zur Entspannung beitragen“, wenn sie eingehalten würde.

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