: Mindestlöhne müssen sein
betr.: „Erosionen auf der Lohnskala“ von Rudolf Hickel, taz vom 11. 10. 04
Bei der Frage nach Mindestlöhnen wird oft die Steuerungswirkung der Lohnhöhe außer Acht gelassen. Es werden schließlich dort höhere Löhne gezahlt, wo die Arbeitskräfte dringender gesucht (und vielleicht nicht ausreichend gefunden) werden. Ein Mindestlohn würde diese Informationen verdecken. Dass die Gemeinschaft durch z. B. eine negative Einkommensteuer jedem sein Auskommen sichern sollte, steht dabei außer Frage. HOLGER SCHAEFERS, Freiburg
Für eine rasche Einführung von Mindestlöhnen spricht auch, dass ohne Mindestlöhne diejenigen, die noch Steuern zahlen, die immer niedrigeren Löhne der unteren Klassen durch immer mehr Transferleistungen aufbessern müssen, was ja schon seit längerem geschieht. Der Aufstand der working poor gegen die lächerlichen Löhne ist hierzulande bisher ausgeblieben, weil steuerzahlende Arbeitnehmerinnen über Sozialtransfers (WBS-Wohnungen, Wohngeld u. a.) die schlecht bezahlten Kräfte quersubventionieren.
Faszinierend ist, dass sich für diese ausgesprochen bürokratische Form der Arbeitsmarktgestaltung – Niedrigstlöhne plus Sozialhilfe/Alg II – immer wieder die CDU (besonders Angela Merkel) ins Zeug wirft, während Schwarz-Gelb ansonsten allenthalben nach „Deregulierung“ ruft. Mindestlöhne müssen sein, auch um das Dickicht der Transferzahlungen und die Sozialbürokratie zu lüften. In Deutschland wird viel zu viel Geld hin und her geschoben. Das spricht nicht nur gegen den gesunden Menschenverstand, es ist auch teuer.
MARTINA SABRA, Köln
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