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Archiv-Artikel

Für Kältehilfe wird es frostig

Die Innenstadtbezirke beraten derzeit darüber, die Zuschüsse für Obdachlosenprojekte neu zu regeln. Caritas und Diakonie befürchten jetzt Kürzungen bei der Kältehilfe

Schon seit Anfang Oktober sind die Nächte klirrend kalt. Das bekommen vor allem die 2.000 bis 4.000 Menschen zu spüren, die nach Schätzungen der Sozialverwaltung in Berlin auf der Straße leben. Deshalb starten Caritas, Diakonisches Werk und andere Wohlfahrtsverbände ab 1. November wieder die so genannte Kältehilfe für Obdachlose. Und schlagen, passend zum Kälteeinbruch, Alarm.

Viele Angebote der Kältehilfe sind nach Einschätzung der Verbände durch Sparmaßnahmen bedroht: Von den 83 Einrichtungen, die sich im vergangenen Jahr an der Kältehilfe beteiligten, haben bisher erst 60 ihre erneute Mitwirkung zusagen können. Bei den anderen ist die Bezuschussung durch die Bezirke noch unklar. Ein Beispiel: Die „Arche“, ein Nachtcafé für Obdachlose in Treptow, muss eventuell seine Arbeit einstellen. Zwei weitere Wärmestuben sollen geschlossen werden, heißt es.

„Das sind Gerüchte und Vermutungen“, räumt Hermann Pfahler ein, Referent für Wohnungslosenhilfe beim Diakonischen Werk Berlin-Brandenburg. „Aber ich halte unsere Befürchtungen nicht für unbegründet.“

Als Beweis gilt ihm eine Arbeitsgemeinschaft der Innenstadtbezirke, die derzeit über die Neuorganisation der Zuwendungen für Obdachlosenprojekte berate – und die Träger über ihre Pläne im Unklaren lasse.

Kerstin Bauer (PDS), Sozialstadträtin in Friedrichshain-Kreuzberg, hat Schwierigkeiten mit dieser Kritik der Wohlfahrtsverbände: „Wir haben im Zuge der Haushaltsberatungen mit den Trägern gesprochen und sie auch über die Beratungen in der AG informiert.“ Außerdem blieben in ihrem Bezirk alle Angebote der Kältehilfe im Jahr 2004 unverändert bestehen. „Unser Ziel sind nicht Einsparungen, sondern die Vernetzung der Hilfsangebote“, zeigt sich auch Christian Hanke (SPD), Sozialstadtrat in Mitte, von den Vorwürfen überrascht. Vor allem aber müsse man die Peripheriebezirke in die Pflicht nehmen. Die nämlich überließen die Obdachlosenlosenhilfe allein den innerstädtischen Bezirken.

Zu den Angeboten, die sie vor dem Erfrieren bewahren sollen, zählen Wärmestuben, Nachtcafés und Notunterkünfte. Im Dezember öffnet in der Tieckstraße in Mitte zudem die erste Notunterkunft für obdachlose Frauen.

Damit möglichst viele einen Platz für die Nacht finden, hat das Diakonische Werk ein Kältetelefon eingerichtet (Tel. 60 49 05 30), das täglich von 19 bis 23 Uhr Schlafplätze vermittelt. Ein Kältebus der Stadtmission bringt Obdachlose ab November zu freien Unterkünften (Tel. 01 78-5 23 58 38). MEIKE RÖHRIG