: Piratenangriff auf EU-Soldaten vor Somalia vereitelt
Erstmals deutsche Marine von Piraten beschossen. Niemand verletzt. Seeräuber entwaffnet und festgenommen
BERLIN dpa ■ Den Angriff von sieben Piraten auf den deutschen Marinetanker „Spessart“ haben Schiffe der EU-Marinemission „Atalanta“ am Wochenende erfolgreich abgewehrt. Die Seeräuber wurden gestern auf der Fregatte „Rheinland-Pfalz“ festgesetzt, so das Verteidigungsministerium. Verletzt wurde bei dem Zwischenfall niemand.
Der Tanker war nach Angaben des Einsatzführungskommandos in Potsdam am Sonntag im Golf von Aden von den Piraten mit Waffen angegriffen worden. Damit wurde erstmals ein Schiff der Marine beschossen. Die „Spessart“ gehört ebenfalls zur „Atalanta“-Mission. Das Feuer sei mit Schüssen vor den Bug des Piratenboots erwidert worden. Daraufhin habe das Boot abgedreht, sei jedoch später gestoppt worden. Der „Spessart“ war zunächst ein spanischer Helikopter zur Hilfe geeilt. Danach griff auch das Flaggschiff der EU-Mission, die griechische Fregatte „Psara“ ein. Die sieben Piraten seien von einem deutsch-griechischen Team entwaffnet worden, aber in ihrem Boot geblieben. Am Montag wurden sie auf die im Golf kreuzende „Rheinland-Pfalz“ gebracht.
Erst am 10. März hatte Deutschland neun somalische Piraten an Kenia überstellt, die eine Woche zuvor im Golf von Aden den deutschen Frachter „MV Courier“ kapern wollten und dabei festgesetzt wurden. Die kenianische Polizei hatte die somalischen Seeräuber in der Hafenstadt Mombasa von der „Rheinland-Pfalz“ übernommen. Nach Abkommen zwischen der EU und Kenia über die Strafverfolgung von Piraten, die im Rahmen der EU-Mission „Atalanta“ gefasst werden, werden die Seeräuber in dem ostafrikanischen Land vor Gericht gestellt.
Im Falle der neun Piraten hatte die Hamburger Staatsanwaltschaft auf die Strafverfolgung in Deutschland verzichtet. Für die deutsche Anklagebehörde erfüllt Kenia trotz internationaler Kritik an seinem Rechtswesen die notwendigen „Mindeststandards“ für ein Gerichtsverfahren. Auf Kenia weicht die EU aus, weil es in Somalia – Heimatland der meisten Piraten am Horn – infolge des Bürgerkriegs keine staatlichen Strukturen gibt.