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Archiv-Artikel

Acht plus zwölf: Was ist die G 20?

Von DZY

BERLIN taz ■ Als sich im Juni 2007 die Staats- und Regierungschefs von China, Indien, Brasilien, Mexiko und Südafrika auf den Weg nach Heiligendamm machten, konnten sie die Abschlusserklärung des G-8-Gipfels bereits im Internet lesen. Entsprechend bedeutsam war ihr Treffen am letzten Tag der Veranstaltung mit den Staatsoberhäuptern der G 8: symbolisch halbwegs wichtig, in der Sache eher nichtig.

Dabei war diese Konstellation schon damals ein Anachronismus, hatten doch die aufstrebenden Volkswirtschaften Chinas und Indiens so manches Mitglied des einst exklusiven G-8-Clubs (USA, Japan, Deutschland, Großbritannien, Frankreich, Kanada, Italien, Russland) überholt und war bereits offensichtlich, dass ohne ihre Einbeziehung weder Probleme der Weltwirtschaft zu lösen noch eine globale Klimapolitik zu bewältigen sind. Gastgeberin Angela Merkel sagte damals: „Wir wollen die G 8 nicht zu einer G-13-Runde erweitern.“

Anderthalb Jahre später ist selbst G 13 überholt. Inzwischen gilt die G 20 als angemessen, um den Kampf gegen die weltweite Krise zu koordinieren. Zu diesem Kreis gehören neben den G 8 und den in Heiligendamm dazu geladenen fünf Ländern auch noch Argentinien, Australien, Indonesien, Saudi-Arabien, Südkorea, die Türkei sowie die Europäische Union. Die EU wird von der jeweiligen Ratspräsidentschaft vertreten, am Donnerstag in London also von Tschechien.

Ins Leben gerufen wurde die G 20 bereits im Jahr 1999, um die Folgen der Asienkrise zu bewältigen. Allerdings blieb der Kreis auf die Finanzminister und Notenbankchefs beschränkt. Zu einem Gipfel der Staats- und Regierungschefs aufgewertet wurde die G 20 erst im November vorigen Jahres auf Einladung von George W. Bush. An dem Gipfel in Washington nahmen zudem Spanien und die Niederlande teil, die zwar nicht zur G 20 gehören, aber gemessen an der Kaufkraftparität auf Platz 11 bzw. 20 der Liste der stärksten Volkswirtschaften der Welt stehen.

Ein Blick in diese Liste des IWF zeigt auch, dass sich die Mitglieder nicht nur nach wirtschaftlichen Aspekten zusammensetzen. Mit Saudi-Arabien, Argentinien und Südafrika sind in der G 20 drei Staaten vertreten, die die Plätze 22, 23 und 25 belegen. Dafür fehlen zwei aus den Top Twenty: Taiwan (19.) und der Iran (18.). Dennoch repräsentiert die G 20 zwei Drittel der Weltbevölkerung und mehr als 90 Prozent des Welt-Bruttoinlandsprodukts.

Die G 20 sind nicht das einzige Gremium, in dem die Schwellenländer an Einfluss gewinnen. So wurden kürzlich Brasilien, China, Mexiko und Indien in das internationale Basler Komitee zur Bankenaufsicht aufgenommen. Im einstigen Kreis der Zentralbanker der G 7, dem Forum für Finanzstabilität, wurden sogar alle G-20-Staaten zugelassen. Und die Bank für Internationalen Zahlungsausgleich, eine Art Bank der Zentralbanken, wird inzwischen von Guillermo Ortiz Martínez geleitet. Und der ist im Hauptberuf Präsident der mexikanischen Notenbank. DZY