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Archiv-Artikel

Deutsche sind satt und zufrieden

Zurzeit sind neun von zehn Deutschen einverstanden mit ihrer finanziellen Situation. Allerdings fürchtet jeder Dritte künftig um seinen Wohlstand und spart, was das Zeug hält: Im Durchschnitt hortet jeder Bürger 42.000 Euro in Konten oder Immobilien

aus Berlin KATHARINA KOUFEN

Kaum zu glauben: Beinahe neun von zehn Deutschen sind mit ihrer finanziellen Situation zufrieden. Handelt es sich beim lauten Chor der Jammerer und Schwarzmaler also bloß um ein versprengtes Häuflein? Sitzen wir einer Bande von Miesmachern auf? Nein. Zwar geht es der Mehrheit der Deutschen zurzeit ziemlich gut, doch jeder Dritte erwartet in naher Zukunft eine Verschlechterung seiner Lage. Bloß 18 Prozent glauben dagegen an eine bessere Zukunft. Das ermittelte der Deutsche Sparkassen- und Giroverband in der Umfrage für sein „Vermögensbaromoter“.

Vor zwei Jahren war das Verhältnis zwischen Pessimisten und Optimisten noch umgekehrt. Die schlechte Laune hat Folgen: Weil viele Menschen ihre finanzielle Zukunft mit Skepsis betrachten, geben sie weniger Geld aus und sparen lieber. Die Deutschen legen mehr als jede zehnte Mark vom Nettoeinkommen zurück. Insgesamt ergibt das 146 Milliarden Euro, pro Kopf und Monat immerhin 150 Euro. Damit wuchsen die Ersparnisse der Bundesbürger auf fast 3,4 Billionen Euro – gut 42.000 Euro pro Kopf.

Der Wohlstand ist allerdings ungleich verteilt: Fast vier Prozent legen pro Monat mehr als 500 Euro auf die Seite. Jeder achte Befragte gibt dagegen an, er sei „überhaupt nicht in der Lage zu sparen“. Und dem vielen Ersparten steht ein fast halb so hoher Betrag an Schulden und Hypotheken gegenüber: stolze 1,6 Billionen Euro.

Steigt die Stimmung, sinkt die Lust am Sparen: Im Boomjahr 1999 lag die Sparqoute um rund 10 Prozent niedriger als 2002 – was allerdings auch kein Wunder war: Im damaligen Börsenfieber verschuldeten sich die sonst so vorsichtigen Deutschen sogar, um Aktien auf Pump zu kaufen.

Der Sparkassen- und Giroverband wertet die höhere Sparquote auch als Zeichen, dass die Bevölkerung sich auf die Reformen der Sozialsysteme einstellt. Knapp mehr als die Hälfte der Befragten würde eine stärkere Eigenvorsorge zur Altersabsicherung akzeptieren, ähnlich sieht es bei der Krankenversicherung aus. Angesprochen auf die Absicherung gegen Arbeitslosigkeit, lehnt die Mehrheit – 58 Prozent – jedoch mehr individuelle Vorsorge ab. Und eine Anhebung des Rentenalters finden gerade einmal 13 Prozent der Befragten gut.

Vor allem in der „Sandwich-Generation“ der zwischen 30- und 40-Jährigen sei „die Bereitschaft zu zusätzlicher Vorsorge so hoch wie in keiner anderen Generation“, so der geschäftsführende Vorstand Christoph Schulz. Neun von zehn hätten bereits Maßnahmen zur Absicherung ihrer finanziellen Zukunft ergriffen. Das freut die Sparkassen natürlich – vor allem, weil deren traditionellen Produkte Sparbuch und Bausparvertrag weiterhin hoch im Kurs stehen. Denn 96 Prozent der Deutschen ist nach wie vor Sicherheit am wichtigsten, anders als in den USA, wo die Rendite eine größere Rolle spielt. Auch mit dem eigenen Haus oder einer Lebensversicherung fühlen sich die Bundesbürger gut für das Alter gerüstet.

Die Riester-Rente dagegen floppt bisher: Gerade einmal 15 Prozent der Befragten haben bisher eine solche vom Staat bezuschusste Vorsorge erworben. Das, so Verbandspräsident Dietrich Hoppenstedt, liege an deren „Unübersichtlichkeit und Kompliziertheit“.

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