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Archiv-Artikel

Ein Schwabe soll es richten

Schöne Aussichten: Schleswig-Holsteins CDU-Spitzenkandidat Peter Harry Carstensen stellt den Rhetoriktrainer Jörg Max Fröhlich als neuen Wahlkampfmanager vor

Kiel taz ■ „Schöne Aussichten“ heißt das Kieler Lokal, in dem die schleswig-holsteinische CDU gestern ihren neuen Wahlkampfberater und ihr neues Wahlkampfkonzept vorstellte. Ebensolche versprachen Spitzenkandidat Peter Harry Carstensen und der neue Mann an der Wahlkampffront, Jörg Max Fröhlich: „Geschlossen“ werde sich die CDU ab sofort präsentieren, ein „hervorragendes Team“ stehe bereit, um Carstensen zum Sieg zu führen. Als Strippenzieher folgt Fröhlich Klaus Schlie nach, der die Wahlkampfleitung nach der Pannenserie der letzten Wochen (taz berichtete) hatte abgeben müssen – und zum Schatteninnenminister befördert wurde.

Die Verantwortung für die Kampagne will der Kandidat weiter selbst tragen, Fröhlich soll ihm „den Rücken freihalten“. Der 54-jährige Schwabe war in den achtziger Jahren Pressesprecher des CDU-Landesvorsitzenden und Ministerpräsidenten Lothar Späth und als solcher für mehrere Wahlkämpfe zuständig – zuletzt half er der Ländle-CDU 1988, die absolute Mehrheit zu holen. Zurzeit ist Fröhlich als selbständiger Rhetorik-Trainer und Politik-Berater tätig. Ob er von Carstensen geholt oder von der Bundespartei abgeordnet wurde, wollte Fröhlich nicht so recht beantworten: Ein „Netzwerk“ von Parteikontakten habe dazu geführt, „dass man auf mich aufmerksam geworden ist“.

Die Misstöne der letzten Wochen hakte Fröhlich schnell ab: In der ersten Phase sei es darum gegangen, „den Bekanntheitsgrad des Kandidaten zu steigern“ – was gewiss gelungen ist. Nun, in Phase zwei, müsse Carstensen zum „Sympathieträger“ und als Gegenkraft zu Titelverteidigerin Heide Simonis aufgebaut werden. Vor allem aber wolle die CDU programmatisch punkten.

Den Schleswig-HolsteinerInnen präsentiert die Partei dazu ein weinendes Baby, ein leeres Klassenzimmer und ein geschlossenes Geschäft – stellvertretend für die drei Themen, derer sich die CDU vor allem annehmen will: Schuldenlast, Bildungskrise, Wirtschaftslage. 300 dieser Plakate sollen in den nächsten Tagen geklebt werden. In einer weiteren Phase will die CDU dann, ebenfalls per Plakat, Lösungen aufzeigen. Die könnten ganz einfach sein, meint jedenfalls Carstensen: „Schon die Umstellung einer Koalition führt zu einer völlig anderen Stimmung in der Wirtschaft“ – mithin: Ist Schwarz-Gelb erst an der Macht, brummt der Laden von allein. Schöne Aussichten.Esther Geißlinger