DIE ZURÜCKHALTUNG DER GEBERLÄNDER IM IRAK IST BEGRÜNDET
: Der irakische Knoten

Bei der neuesten Irak-Geber-Konferenz in Tokio, an der 55 Nationen teilnehmen, herrscht Katerstimmung. Über 14 Milliarden Dollar Aufbauhilfe hat die internationale Gemeinschaft dem Irak nach dem Krieg feierlich zugesagt. Bisher ausgegeben wurde aber nicht mehr als eine einzige magere Milliarde. Sicherheitsprobleme hätten sie bisher davon abgehalten, ihr Geld einzusetzen, argumentieren die zahlungsunwilligen Geberländer.

Das ist mehr als eine billige Ausrede. Hat so mancher bei der Madrid-Geberkonferenz im letzten Jahr noch von einem neuen, demokratischen und für die Region vorbildlichen Irak geträumt, sind in dieser Hinsicht inzwischen jegliche Illusionen verflogen.

Die Lage im Irak ist verfahren: Die meisten ausländischen Fachleute haben aus Angst um ihr nacktes Leben das Land verlassen. Die wenigen Projekte, die noch durchgeführt werden, geben einen guten Teil ihrer Projektgelder für private Sicherheitsdienste aus, um überhaupt noch arbeiten zu können. Und die staatliche amerikanische Entwicklungsbehörde gab unlängst zu, für einige ihrer irakischen Projekte ein Viertel des Budgets für Sicherheit auszugeben.

Dazu kommt noch die Frage, mit wem eigentlich zusammengearbeitet werden soll. Die so genannte Machtübergabe stellt sich für viele Iraker weiterhin als Farce dar. Die neue irakische Regierung wurde nie von ihnen gewählt, und viele sehen in ihr nur die Fortsetzung der Besatzung unter anderen Vorzeichen. Da ist es schwierig, als ausländische Firma oder staatliche Entwicklungsbehörde, die im Irak agiert, nicht in das Fahrwasser der Besatzung zu geraten und als Kollaborateur angesehen zu werden.

Kurzum: Es gibt für die Geberländer wahrlich einfachere Orte, ihr Geld auszugeben. Ja, werden nun einige sagen: Gerade weil es im Irak so schlecht läuft, müssen wir uns dort finanziell engagieren. Doch den irakischen Knoten haben sie damit noch nicht gelöst: Sicherheit benötigt Geld. Aber wie gebe ich sinnvoll Geld aus, wenn keine Sicherheit herrscht? KARIM EL-GAWHARY