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Archiv-Artikel

Eine Prise Salz auf Eis

In diesem Winter will die BSR Salz schon präventiv streuen – und nicht erst bei extremer Glätte. Allerdings in geringer Dosis. Umweltschützer befürchten Schäden an den Straßenbäumen

von RICHARD ROTHER

Die Berliner Straßen werden wieder gesalzt. Zur Beseitigung von Schnee und Eis soll das lange Zeit umstrittene und verbotene Streusalz in diesem Winter wieder eingesetzt werden – allerdings in einer geringeren Dosis. Dies teilte die Berliner Stadtreinigung (BSR) gestern mit, die im Auftrag des Senats den Job übernimmt.

Der rot-rote Senat und das Abgeordnetenhaus haben bereits zugestimmt. Dabei spielte das Kostenargument ein Rolle: Im Vergleich zum Einsatz von Splitt oder Granulat spart der Senat beim Salz bis zu 2,5 Millionen Euro jährlich. Der Nachteil: Salz schädigt Straßenbäume. Bisher war Salz nur bei extremer Glätte erlaubt.

„Durch neue und bessere Sprühverfahren bringen wir viel weniger Salz als früher auf die Straßen“, so Carlo Zandonella, zuständiger Referatsleiter in der Senatsumweltverwaltung. Die Einsparung betrage rund 25 Prozent. Neu sei auch, dass man künftig Salz präventiv, also noch vor einem etwaigen Eisregen, verteilt. „Dadurch benötigen wir eine geringere Menge.“

Der jetzt anvisierte Salzeinsatz sei drei Jahre lang versuchsweise vom Pflanzenschutzamt getestet worden, so Zandonella. Das Ergebnis: Das Planzenschutzamt habe keine Schädigungen von Straßenbäumen festgestellt. Zudem müsse man in der Ökobilanz des Winterräumdienstes auch den nötigen Verkehr betrachten. Granulat und Splitt müssen wieder eingesammelt und aufbereitet werden, die Räumfahrzeuge sind also mindestens zweimal im Einsatz und pusten Dieselqualm in die Luft. Salz hingegen wird vom Regenwasser weggewaschen. Auch Naturschutzverbände und das Freiburger Öko-Institut hätten sich deshalb einem gering dosierten Salzeinsatz gegenüber aufgeschlossen gezeigt.

Carmen Schultze, Sprecherin des Naturschutzverbandes BUND, bleibt dennoch skeptisch. „Auch wenig Salz schädigt die Bäume.“ Nun müsse man aber abwarten, wie viel Salz die BSR tatsächlich einsetzt. „Die Unmengen, die früher auf die Straße gekippt wurden – das darf es nicht mehr geben.“

Übrigens: Privatpersonen, die für eisfreie Gehwege vor ihren Grundstücken verantwortlich sind, dürfen nach wie vor nur Granulat, Sand oder Splitt verwenden. Auf den Straßen ist die BSR mit 550.550 Räumfahrzeugen und 2.300 Mitarbeitern gegen Straßenglätte und Schnee im Einsatz.