: Waffe Vergewaltigung
Amnesty: Im kolumbianischen Bürgerkrieg benutzen alle Parteien Vergewaltigungen und sexuelle Erniedrigungen
BUENOS AIRES taz ■ Vergewaltigungen und andere sexuelle Erniedrigungen gehören im kolumbianischen Bürgerkrieg zum Alltag. Zu diesem Schluss kommt eine neue Studie von amnesty international (ai), die von der Menschenrechtsorganisation am Mittwoch in der kolumbianischen Hauptstadt Bogotá vorgelegt wurde. Die Täter sind dabei in bewaffneten Gruppen zu finden, egal ob Streitkräfte, Guerilla oder Paramilitärs. Zu den Opfern gehören dabei nicht nur Zivilistinnen, sondern auch eigene Kampfgefährtinnen. Aber auch Männer werden immer wieder Opfer sexueller Gewalt.
„Mädchen und Frauen werden vergewaltigt, missbraucht oder gar getötet, weil sie in den Augen der Soldaten, Paramilitärs oder Guerillakämpfer als leichtes Ziel gelten, um den Gegner zu erniedrigen“, sagt Jörg Lehnert, Kolumbienexperte bei der deutschen Sektion von ai.
Amnesty international wirft der kolumbianischen Regierung vor, sexuelle Gewalt im bewaffneten Konflikt als „privates Problem“ herunterzuspielen. Trotz wiederholter Empfehlungen der Vereinten Nationen habe die Regierung in Bogotá bisher wenig getan, die Fälle von sexuellen Übergriffen zu verfolgen oder künftig zu verhindern. Die Behörden würden die medizinischen und psychologischen Folgen für die Opfer ignorieren. So sei es für Frauen, die vergewaltigt wurden, sehr schwierig, ihre Fälle zur Anzeige zu bringen, medizinische Behandlung zu finden – oder gar hoffen zu dürfen, dass die Täter vor Gericht kommen. Ein Staat, der die Opfer sexueller Gewalt nicht schützt, „sendet die Botschaft aus, dass solche Taten toleriert werden“, klagt ai.
Daher fordert ai alle kämpfenden Parteien im kolumbianischen Bürgerkrieg dazu auf, sexuelle Gewalt unmissverständlich zu verurteilen. „Regierung, Paramilitärs und Guerilla müssen ihre Kampfeinheiten anweisen, Vergewaltigungen und andere Sexualverbrechen sofort zu stoppen. Die Täter müssen für ihre Verbrechen ausnahmslos strafrechtlich verfolgt und vor Gericht gestellt werden“, so Lehnert. INGO MALCHER