Urdrüs wahre kolumne
: Trick or treat

Wer gestern von den Pickelbratzen seiner Nachbarschaft mit der Unsitte der aggressiven Halloween-Bettelei getriezt wurde und tatsächlich auf das Kommando „Trick or Treat“ sein restliches Naschwerk rausrückte, dem sei kurz nach dem Start des Martin-Luther-Films geraten, im nächsten Jahr bei derartigen Überfällen mit dem Verweis auf das lokalpatriotisch einwandfreie Martinslaufen zu reagieren – das wäre dann ganz im Sinne des antiimperialistischen Kampfes gegen die globale US-Kulturhegemonie!

Nach kurzer Prüfung des neuen Bremen-Monopoly möchte ich dieses Gesellschaftsspiel als völlig irreale Darstellung hiesiger Verhältnisse wahlweise dem nächstbesten Flohmarkt oder dem Sondermüll überantworten: Wenn bei den Ereigniskarten so typisch-hanseatische Luschen wie Totalverlust durch Subventionsbetrug, Messewesen, Pferderennbahn, Tennishalle und andere Erlebniswelten völlig fehlen, dann hat das mit bremischer Wirklichkeit nun rein gar nichts zu tun und muss als grobschlächtige Beutelschneiderei von Leuten betrachtet werden, die man besser gleich des Landes dauerhaft verweisen sollte.

Die hinterfotzige Art und Weise, mit der unser hochliebloser Bremer Senat den braven Bauer Heinz Wähmann um seinen gerichtlich zugesagten Schutz vor weiter zunehmender Belastung durch den Flughafenlärm in seiner Nachbarschaft zu bescheißen versucht, hat etwas derart Spitzbübisches, dass man daraus leicht eine Michael Kohlhaas-Tragödie unserer Zeit entwickeln könnte. Möge der Himmel selbst diesmal dem Schwachen und Bedrängten mit einem alles erleuchtenden Blitz zu Hilfe eilen, damit das Stück in dieser Neuauflage wenigstens ein Happy End bekommt!

Soso, die Ex-Juso-Chefin Andrea Nahles will nach ihrem eindrucksvollen Bekenntnis bei den Bremer SpezialdemokratInnen nicht länger der dumme August der Linken sein. Als Feminist gebe ich dieser Auguste gerne Recht und verweise ansonsten auf den streitbaren Lyriker Ernst Busche und sein Poem „Wer heute noch der SPD vertraut/dem hat man den Verstand geklaut.“ Befürchte allerdings, dass die Diebe mit dem bisschen Brägenmasse auch nicht viel anfangen können ...

Gleich neben einer steinernen Bank am Marktplatz entdecke ich ein Einkaufsnetz und schon beim ersten Blick ist festzustellen, dass sich darin mindestens ein Dutzend Meisenknödel befinden – da kann so ein Piepmatz lange picken. Was nun? Was tun? Das Fundbüro ist weit und ehrlich gesagt glaube ich nicht, dass dort irgendwann mal irgendjemand dort in dieser Sache nachfragen wird – und vielleicht handelt es sich ja auch um eine Entsorgung wegen abgelaufener Mindesthaltbarkeit. So deponiere ich denn die fettigen Knödel in den Büschen des nahe gelegenen Theaterparks: sollen doch die Meisen mit den pfiffigen Spatzen darüber streiten, ob das Zeug noch genießbar ist, meint jedenfalls, Ihr Ulrich
„LINKSHÄNDER“ Reineking