piwik no script img

Archiv-Artikel

Schlecker schließt

Gewerkschaft: Umbau des Filialnetzes könnte hunderte Stellen kosten. Das Unternehmen äußert sich vorerst nicht

DÜSSELDORF rtr ■ Bei Europas größtem Drogeriediscounter Schlecker sind nach Angaben der Dienstleistungsgewerkschaft Ver.di rund 8.000 Mitarbeiter von einem geplanten massiven Umbau des Filialnetzes betroffen. Es sei mit mehreren hundert Entlassungen zu rechnen, sagte gestern Bernhard Franke, Ver.di-Landessekretär für den Einzelhandel in Baden-Württemberg. Schlecker nahm zu den Äußerungen keine Stellung.

Das Drogerieunternehmen habe nach anhaltenden Umsatzrückgängen die Notbremse gezogen und entschieden, sein Filialnetz massiv umzubauen, sagte der Ver.di-Gewerkschafter. „Schlecker hat eine Richtungsentscheidung getroffen. Kleinere Filialen sollen verschwinden, dafür sollen neue und größere Filialen an besseren Standorten hinzukommen.“ Wenig produktive Märkte sollten geschlossen werden.

Dies bedeute das Aus für hunderte von Filialen in kleinen Orten und Vororten. Betroffen seien auch all jene Standorte, wo in der Nähe zwei oder noch mehr Schlecker-Filialen angesiedelt seien. Firmenchef Anton Schlecker hatte bereits Anfang September angekündigt, künftig keine Märkte mehr mit einer Fläche von weniger als 200 Quadratmetern zu betreiben. Auch zwei Märkte in einer Straße werde es nicht mehr geben, hatte er erklärt und eingeräumt: „Food war ein Fehler, das können Lidl & Co besser.“

Problematisch bei dem Umbau des Filialnetzes sei die geringe Vertretung von Betriebsräten, bedauerte der Ver.di-Gewerkschafter. „Es gibt oft keinen Betriebsrat, der dafür sorgen könnte, dass es bei diesem Prozess nicht zu betriebsbedingten Kündigungen kommt und dass die Mitarbeiter möglichst in die geplanten neuen Filialen versetzt werden“, sagte Franke. Nur in etwa einem Drittel der rund 40.000 Filialen der Drogeriekette gebe es Betriebsräte.

Das Ausmaß der Schlecker-Pläne zum Umbau des Filialnetzes sei erst bei der jährlichen Betriebsrätekonferenz in dieser Woche in Gotha bekannt geworden, fügte Franke hinzu. Genauere Angaben habe das Unternehmen bislang nicht dazu gemacht.