: Rudolf Langes gelber Filz
FDP-Bildungssenator bestimmt im Alleingang Parteifreundin zur Chefin der Landeszentrale für politische Bildung. Auswahlkriterien wurden nachträglich maßgeschneidert, da Bewerbungskommission sich für KonkurrentInnen aussprach
von SVEN-MICHAEL VEIT
Das Anforderungsprofil ist klar definiert. Die Wunschkandidatin des Chefs droht daran zu scheitern, die Kriterien werden deshalb nachträglich maßgeschneidert. Da die Auswahlkommission dennoch auf „qualifizierteren“ BewerberInnen beharrt, setzt der Chef das gewünschte Ergebnis im Alleingang durch. Sein Name ist Rudolf Lange, freidemokratischer Schul- und Kita-Senator, seine Favoritin heißt Dr. Sabine Bamberger-Stemmann, Freidemokratin und Historikerin, die Position ist die der Leiterin der Hamburger Landeszentrale für politische Bildung im Rang einer Leitenden Regierungsdirektorin.
Die Stelle ist noch immer vakant, obwohl Hamburgs offizielles Behördenhandbuch die Expertin für osteuropäische Geschichte bereits als Leiterin der Landeszentrale führt. Denn morgen befasst sich eine Einigungsstelle unter dem Vorsitz eines Verwaltungsrichters mit dem Widerspruch des Personalrates gegen die Personalie. Die rot-grüne Opposition wittert „gelben Filz“ und hat Einblick in die Akten eines Bewerbungsverfahrens „voller Ungereimtheiten“ genommen.
Die 39-jährige Bamberger-Stemmann, wissenschaftliche Mitarbeiterin am Nordost-Institut in Lüneburg, hatte sich im April gegen 113 KonkurrentInnen durchgesetzt (taz berichtete), obwohl die – unter anderem mit den AmtsleiterInnen Ingeborg Knipper (Schule) und Achim Meyer auf der Heyde (Bildung) – hochrangig besetzte Bewerbungskommission in Langes Bildungsbehörde sie nicht empfahl.
Denn im März hatte Gerhold Hinrichs-Henkensiefken, Büroleiter des Senators und zugleich Parteivize der Elb-Liberalen, per interner Mail nachträglich die Bewerbungskriterien geändert. „Mehrjährige berufliche Tätigkeiten im Bereich der Politischen Bildung oder in der Erwachsenenbildung“, welche laut Stellenausschreibung „insbesondere erwartet“ wurden, seien nunmehr „nachrangig“ zu bewerten. Wichtiger sei „einschlägige wissenschaftliche Arbeit“. Damit wurde die Position, monieren Kritiker, „Frau Bamberger-Stemmann auf den Leib geschrieben“; Lange stellte seine Wunschkandidatin als die „Bestqualifizierte“ vor.
Die Kommission hatte gleichwohl bis zur letzten Runde, in der noch drei KandidatInnen zur Auswahl standen, darauf verwiesen, dass Langes Favoritin „kein Konzept“ vorzuweisen und „keine Vorstellung von politischer Bildung“ habe. Ihre beiden KonkurrentInnen hingegen werden, das geht ebenfalls aus den Unterlagen hervor, als „hoch qualifiziert“ beschrieben. Dennoch entschied Lange sich für seine Parteifreundin.
Bamberger-Stemmann, Vize-Vorsitzende des FDP-Kreisverbandes Niendorf/Lokstedt/Schnelsen und 2001 Kandidatin für die Bezirksversammlung Eimsbüttel, ist zudem Geschäftsführerin des „Bürgervereins Hoheluft-Großlokstedt von 1896 e. V.“. Dessen Geschäftsstelle ist mit ihrer Privatadresse in Niendorf-Nord identisch, Vorsitzender des Vereins ist der langjährige Hamburger FDP-Bundestagsabgeordnete Rainer Funke.
Für die oppositionellen Roten und Grünen Grund genug, um „gelben Filz“ zu vermuten. Auch eine Überprüfung durch den laufenden Untersuchungsausschuss „Schwarzer Filz“ wird erwogen. Vor allem, falls morgen die Einigungsstelle Lange und Bamberger-Stemmann die gelb-rote Karte zeigen sollte.