Wie geht es uns, Herr Küppersbusch?

Wenn man sonntags einkaufen könnte, müssten arbeitsame Journalisten zwar nicht mehr an der Tanke Milch kaufen. Aber der Preis dafür ist hoch: Die großen Geschäfte profitieren, der Mittelstand hat nichts davon

taz: Was war schlecht in der letzten Woche?

Küppersbusch: Mir. Kleine Grippe, grassiert im Moment.

Was wird gut in dieser?

Alles. Dank Merz-Spezial-Dragees. Die Union wird die Steuersenkung durchwinken und von dieser Niederlage ablenken, indem sie das umfassendere, nachhaltigere, grundsätzlichere Konzept von Friedrich Merz anschiebt.

Steuern runter, länger arbeiten, Sozialsystem runterfahren. Noch nie war so viel neoliberales Programm mehrheitsfähig. Doch der FDP geht es so wie dem Rentensystem: schlecht. Warum?

Warum nicht? Grüne, SPD, Union taugen dazu, ihren Zielgruppen die liberalen Grausamkeiten schonend beizubringen. Solche Dolmetsch-Funktion hat die FDP nicht; ihre Wähler machen das gern freiwillig mit. Den Bürgerrechtsgedanken haben sie eindrucksvoll abgesprengt – zuletzt mit dem Rauswurf der eigenen Justizministerin Leutheusser-Schnarrenberger beim „Lauschangriff“. Andere wollten sich nach rechts retten und begrübeln seither das Sprichwort „Es ist noch kein Meister vom Himmel gefallen“. Westerwelle wird versuchen, die FDP-Stimmen für Schäuble gegen ein bisschen Oppositionsgipfel einzutauschen. Das hilft nur kurzfristig.

Am Dienstag verhandelt das BVG über das Ladenschlussgesetz: Wäre es für arbeitsame Journalisten ganz praktisch, am Sonntag einzukaufen, wo man doch die ganze Woche nicht dazu kommt ?

Ja wie? Soll ich jetzt die Frage beantworten oder einkaufen gehen?

Erst antworten, dann Honorar, dann davon einkaufen gehen. Also: Ist Sonntagsarbeit in Ordnung?

Die Ketten und großen Häuser profitieren, weil sie die Personalkosten besser wegstecken. Den Mittelstand haut so was eher um. Ähnlich war es beim Knacken des Monopols auf Arbeitsvermittlung: Hier schlagen Dogmatiker zu, ohne dass es seither einen Job mehr gegeben hätte oder man an sechs, sieben Tagen mehr Geld ausgäbe als vorher an fünf. So sieht es aus.

Jean-Claude Trichet wird neuer EZB-Präsident. Manche fürchten, dass das deutsche und französische Defizit dann ungehemmt steigen darf. Droht eine Inflation? Ist der Euro bald nix mehr wert?

Puh! Kompliziert. Also die USA hätten jedenfalls null Chance, in die EU aufgenommen zu werden; Bushs Defizit liegt mit 5 Prozent jenseits von gut und Maastricht. Am Ende der Ära Duisenberg ist der Euro für deutsche Interessen eher zu hart, zu teuer: Wir leben davon, unsere Produkte im Ausland günstig anbieten zu können. So gesehen wäre ein weicherer Euro kein Horror, sondern schlechter für die kleineren Nachbarn, die im Ausland günstig einkaufen wollen.

Am Freitag wird vor einem Gericht über die erste Raucherklage gegen einen Tabakkonzern in Deutschland verhandelt – anders als in USA mit wenig Aussicht auf Erfolg.

Hoffentlich. Ein Volk, das gerichtlichen Schutz braucht vor heißen Kaffeebechern, ungesunden Zigaretten und Schokoriegeln, die überraschender Weise Zucker enthalten, kann so ganz erwachsen noch nicht sein.

Am Wochenende wird die Saar-SPD Heiko Maas als ihren Kandidaten feiern. Ist dies das endgültige Ende für Oskar Lafontaines Rückkehrträume? Oder ist der Zug noch nicht abgefahren?

Gute Frage. Hier noch ein paar: Bedeutet dies, dass Maas sich durchgesetzt hat, weil er eine echte Chance sieht, Ministerpräsident in Saarbrücken zu werden? Oder hat Lafontaine erkannt, dass eine vergeigte Landtagswahl ein viel endgültigeres Desaster für ihn wäre und überlässt die sichere Niederlage lieber anderen?

Und was macht Borussia Dortmund?

Neidvoll nach Bochum gucken! Das klassische Ruhrgebiets-Klischee von den Underdogs, die es mit nichts als Chuzpe den Großen zeigen, spielt derzeit beim VfL. Wussten Sie übrigens, dass die amtliche Trikotfarbe des BVB nicht Schwarz-Gelb, sondern laut Vereinsregister von 1909 Blau-Weiß-Rot ist?

Und wieso heute Schwarz-Gelb?

Der Legende nach die Hausfarben des ersten Sponsors, der Brauerei „Borussia“. FRAGEN: SR