: Uerdingen überrascht
Durch einen Sieg beim Wuppertaler SV steht der KFC Uerdingen an der Spitze der Regionalliga Nord
WUPPERTAL taz ■ Wer gewinnt, dem fällt es leicht, Komplimente an den Kontrahenten zu verteilen. Wolfgang Maes tut das gerne. Nach dem 2:1-Sieg seiner Uerdinger Mannschaft gab er unumwunden zu, dass der Wuppertaler SV Borussia die clevere Mannschaft gewesen sei. Um aber gleich einzuschränken: „Ich habe allerdings nicht verstanden, warum der WSV nach dem Ausgleich bedingungslos weiter in die Offensive ging.“
Das dürften sich im nachhinein auch die WSV-Fans unter den 4.436 Zuschauern im Stadion am Zoo gefragt haben. Die Erklärung lieferte ein maßlos enttäuschter WSV-Trainer Werner Kasper: „Wir haben taktisch und diszipliniert gut gespielt. Ich wollte die drei Punkte unbedingt behalten.“ Dass daraus nichts wurde und die Uerdinger seit nunmehr zehn Spielen in Folge umgeschlagen sind, lasteten die Zuschauer und WSV-Präsident Friedhelm Runge auch Schiedsrichter Schrempershauwe an. Der hatte beim Stande von 1:0 für den WSV (Gensler hatte seine Abstauber-Chance in der 67. Minute genutzt) einen sehr fragwürdigen Foulelfmeter zugunsten der Uerdinger gepfiffen. „Die hatten den Schiedsrichter auf ihrer Seite“, analysierte Runge. Wuppertals Kapitän Bayertz soll einen Uerdinger im Strafraum festgehalten haben. Bayertz war mit der Entscheidung nicht einverstanden, recht entkräften konnte er sie aber auch nicht. „Ich habe vorher die Hand leicht aufgelegt.“ Gruev auf Uerdinger Seite war‘s egal. Er schoss zum 1:1 (74.) für die Krefelder ein.
Gemessen an den Spielanteilen hätte der KFC mit diesem einen Punkt gut leben können. Über die gesamte Spielzeit war der WSV überlegen, ohne allerdings zwingende Torchancen herauszuspielen. Dagegen beschränkte sich Uerdingen auf eine defensive Spielweise, stand meist mit acht Spielern im eigenen Strafraum und konzentrierte sich darauf, kein weiteres zu den ohnehin wenigen Gegentoren (jetzt elf) zu kassieren.
Der Elfmeter brachte den WSV aus dem Konzept und die 90. Minute erinnerte an die vergangene Spielzeit, als haarsträubende Stellungsfehler an der Mittellinie den Gegner zu Toren einluden und somit den Aufstieg kosteten. Der eingewechselte Sieah (kam für den enttäuschenden Uerdinger Torjäger Heun) nutzte eine der ganz wenigen klaren Uerdinger-Konter-Möglichkeiten zum 2:1. Nach dem neuerlichen Erfolg, mit dem sich der KFC in der Spitzengruppe festsetzt (könnte Spitzenreiter bleiben, HSV spielt gleich noch) musste sich der Uerdinger Trainer erst einmal sammeln. „Ich habe das Spiel so gesehen, dass Wuppertal die dominierende Mannschaft war, die 98 Prozent Spielanteile hatte. Zum Glück haben wir uns in der zweiten Halbzeit gefangen und das Spiel noch gedreht“, meinte Wolfgang Maes.
Vor der Saison als erster Absteiger genannt, dürfte auch für den ehemaligen Co-Trainer der Höhenflug überraschend kommen. Parallelen zum WSV in der vergangenen Spielzeit sind unverkennbar. Als Aufsteiger und Abstiegskandidat legte auch er eine grandiose erste Hinrunden-Serie hin und stürzte später ab. Die Uerdinger sind gewarnt.
THOMAS BESCHE