piwik no script img

Archiv-Artikel

Kock für Embryoschutz

EKD-Präses warnt vor Missbrauch menschlichen Lebens aus Profitgier und fordert Klarheit über Sozialreformen

TRIER dpa ■ Der Vorsitzende der Evangelischen Kirche (EKD), Präses Manfred Kock, hat vor dem Missbrauch menschlichen Lebens für Forschungszwecke oder aus Profitstreben gewarnt. Das Grundrecht der Menschenwürde müsse weiterhin für im Reagenzglas gezeugte Embryonen gelten, forderte Kock gestern zum Auftakt der EKD-Synode. In seinem letzten Ratsbericht wandte sich der scheidende Präses damit gegen den Vorstoß von Bundesjustizministerin Brigitte Zypries, die verfassungsrechtlichen Beschränkungen für die Stammzellenforschung zu lockern.

Alle Forschungsmethoden seien abzulehnen, die Embryonen bloß als Mittel zur Verbesserung der Heilungschancen anderer Menschen gebrauchen. Die Grenzen des ethisch Verantwortbaren müssten eingehalten werden. „Die vom Gebot Gottes gesetzte Grenze ist vor allem dort erreicht, wo Heilung zum Vorwand wird für Selektion, wo mit ideologischem Pathos eine dauerhafte Erlösung von Krankheit suggeriert wird, wo ökonomische Interessen den Vorrang erhalten vor besonnener Einschätzung der Folgen und Risiken.“

Kock ging auch auf die Diskussionen um die Sozialreformen ein und wandte sich gegen die Nullrunde bei den Renten. Die Kirche habe die Aufgabe, auf die Situation derer hinzuweisen, „die äußerst geringe Renten haben und daher wirklich jeden Cent umdrehen müssen. Sie würden auch von einer Aufschiebung eines Inflationsausgleichs sehr hart getroffen.“ Kock kritisierte dabei das schwer durchschaubare Vorgehen der Politik und die unklaren Gesetzesvorlagen. „Die Folge ist eine große Verunsicherung der Menschen.“ Tief greifende Veränderungen seien notwendig, um den Sozialstaat zu erhalten. „Die Schwierigkeiten, die wir jetzt haben, sind nur eine Vorahnung dessen, was auf uns zukommt“, sagte Kock. Die Kirche habe aber die Aufgabe, auf soziale Ausgewogenheit und Generationengerechtigkeit zu achten.