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Archiv-Artikel

Wehe, wenn der Castor fällt

Nienburg/Weser und Göttingen wehren sich gegen den im November anstehenden Castor-Transport, weil er einem schweren Unfall möglicherweise nicht standhalten kann

Von mnz

Nienburg a. d. Weser taz ■ Wenn Anfang November wieder einmal ein Castor-Zug nach Gorleben rollt, dann fürchten einige Gemeinden am Rand der Strecke um ihre Sicherheit. Der Bürgermeister der Stadt Nienburg, Peter Brieber (parteilos), hat nun das Bundesamt für Strahlenschutz (BfS) aufgefordert, den Transport vorerst auszusetzen und alle Genehmigungen zu widerrufen.

Ein entsprechendes Gesuch Briebers sei im Verwaltungsausschuss der Stadt von CDU und SPD einstimmig angenommen worden, sagte Nienburgs Stadtbaurat Henning Onkes. Der parteilose, von der CDU aufgestellte Bürgermeister schloss sich einem Aufruf an, den die Bürgerinitiative (BI) Umweltschutz Lüchow-Dannenberg an mehr als 30 Städte und Gemeinden entlang der Castor-Route in Niedersachsen gerichtet hatte.

Die BI sieht viele Städte in Niedersachsen massiv gefährdet, sollte es während des Castor-Transports zu einem schweren Unfall kommen. „Es ist nicht auszuschließen“, sagt BI-Sprecher Dieter Metk, „dass die Städte in so einem Fall radioaktiv verseucht werden, weil die Behälter undicht sind.“ Keiner könne sicher sagen, ob sie schweren Belastungen standhalten könnten. „Die Originalbehälter sind bislang keinen Falltests unterzogen worden, sondern nur auf der Basis von Modellrechnungen und Versuchen mit anderen Behältertypen als ‚sicher‘ zugelassen worden“, sagt Metk. In den betroffenen Verwaltungen sei dies aber noch weitgehend unbekannt gewesen.

In Nienburg bestreitet man das nicht. „Wir können das Gefährdungspotential nicht beurteilen“, sagt Onkes, „der definitive Nachweis“ der Ungefährlichkeit sei aber „noch nicht erbracht.“ Das BfS müsse deshalb die Bedenken der BI ausräumen. Außer Nienburg hat auch das CDU/FDP-regierte Göttingen dafür plädiert, die derzeit verwendeten Castor-Behälter neuen Falltests zu unterziehen. „Es wäre wünschenswert, der betroffenen Bevölkerung erklären zu können, dass sie die Versuche in der Praxis unbeschadet überstanden haben“, so Umweltdezernent Wolfgang Meyer. Der in Nienburg erhobenen Forderung nach Aussetzung der Transporte mochte er sich aber nicht anschließen. Die anderen niedersächsischen Städte und Gemeinden entlang der Bahnstrecke haben bislang noch gar nicht auf den Aufruf der BI reagiert. mnz