: Ohne Taktmaß
SPD-Fraktion fordert mehr Eigenständigkeit für Hamburgs Schulen. Leitungen sollen Personal selbst einstellen. Modellprojekt bereits in anderen Bundesländern im Test
Hamburgs Schulen sollen nach dem Willen der SPD-Bürgerschaftsfraktion mehr Eigenverantwortung bei Personaleinsatz und Unterrichtsgestaltung bekommen. „Das wird die Qualität des Unterrichts verbessern“, sagte gestern die schulpolitische Sprecherin Britta Ernst. Sie berief sich auf das Beispiel Skandinaviens, wo laut PISA-Studie mit weniger staatlichen Vorgaben bessere Ergebnisse erzielt werden. „Den Weg sollten auch Hamburgs Schulen gehen“, forderte Ernst und legte einen entsprechenden Antrag der Fraktion vor.
Demnach sollen Schulen ein eigenes Budget für Sach- und Personalmittel bekommen. Dadurch könnten sie einen Teil der Lehrer selbst auswählen und einstellen. Zudem erwarten die Schulen nach dem SPD-Antrag größere Spielräume beim Unterrichten. So dürften die Lehrer vom 45-Minutentakt der Schulstunde abweichen und jahrgangsübergreifend unterrichten. „Der Unterricht kann Fachleute aus Handwerk oder Kultur miteinbeziehen“, sagte Ernst. Durch größeren Gestaltungsspielraum könnten Schulen ihr Angebot „maßschneidern“.
Ohne Aufsicht sollen die Schulen in der neuen Freiheit aber nicht agieren. Die Fraktion schlägt die Gründung von externen Agenturen vor, die Aufgaben der traditionellen Schulaufsicht übernehmen. Im Auftrag der Bildungsbehörde sollen Agentur-Mitarbeiter den Unterricht inspizieren und Lehrer beraten.
Die SPD plädiert dafür, das Projekt „Eigenständige Schule“ zum nächsten Schuljahr zu starten. Vorbilder gibt es etwa in Niedersachsen und Bayern. Über die Kosten hat die SPD auch nachgedacht. Sie rechnet mit einer Anschubfinanzierung von 2500 Euro pro Schule. Ernst schlägt zudem vor, „Ressourcen der Schulaufsicht“ zu nutzen. EVA WEIKERT