silke burmester : Das Toteste am Norden
Was macht eigentlich das verschiedene NDR-Walross Antje? Wollen Sie es wirklich wissen?
Als es im Sommer hieß, mit Antje, dem ehemaligen Maskottchen des NDR, ginge es wohl langsam zu Ende, da eilten viele Hamburger noch einmal zu Hagenbeck, um der Attraktion des Zoos und des Senders Lebewohl zu sagen. Und als das massige Tier dann endlich in die ewigen Seegründe hinüberging, da war es vielen Hamburgern, als sei jemand aus ihrer Mitte gestorben.
Dieses Gefühl muss auch die ehemaligen Arbeitgeber von Antje, die Fernsehwichtigen des NDR, beschlichen haben. Karl, Hein und Fiete. Harte Kerle, die mit ihrer Programmreform gerade alle Hände voll zu tun hatten. Echte Macher, die sich bei ihrer Arbeit nicht von Sentimentalität leiten lassen und Emotionen dahin tragen, wo sie hingehören: an den Tresen. Und so werden sie am Ende des traurigen Tages im legendären „Funkeck“ an der Rothenbaumchaussee gesessen und noch mal einen gehoben haben auf Antje.
Gemeinsam erinnerten sie sich, wie schön es doch damals war, als die Antje noch so klein war und das Fernsehmachen so einfach. Und als sie nach Stunden der Anamnese in ihrer traurigen Jetztzeit anlangten, sind die Augen feucht und der Redefluss lahm. „Was machen wir denn nun mit Antje?“, ist die Frage, die auf einmal im Raume steht. Und während Worte wie „Sondersendung“ und „Schwarzbild“ fallen, murmelt Hein lahm in sein Glas: „Wir stopfen sie aus!“
Seither war klar, das Tier bleibt den Menschen erhalten. Doch was zum skurril-makabren Sonntagsausflug hätte reichen können, wird nun ein Fall für die Splatter-Show, die die Programmritter für die jungen Zuschauer in jener Nacht erdachten. Wir zitieren die Kollegen des Hamburger Abendblattes, Wochenendausgabe, die den Chef-Präparator Klaus Zwonarz bemühen: „ ‚Wir konnten die Zersetzung der Haut mit viel Aufwand stoppen …‘ Die hohen Temperaturen am Tag von Antjes Tod hatten zu einer schnellen Auflösung ihrer Haut geführt. Als sich ganze Partien ablösten, glaubten die Experten die Haut für eine Präparation verloren … Zwornarz: ‚Nach einer Not-Gerbung und Behandlung mit Chemikalien, die für ein Bakterium ein ungünstiges Niveau schaffen, konnten wir den Zustand der Haut stabilisieren.‘ “ Das Abendblatt schreibt optimistisch fort: „Jetzt bleibt den Präparatoren noch ‚ein riesiges Puzzle‘, da die abgelösten Hautstellen alle wieder zueinander gefügt werden müssen.“
Freuen Sie sich auf das Beste am Norden. Freuen Sie sich auf: Körperwelten-TV!