piwik no script img

Archiv-Artikel

Noch nicht ausgeschwebt

Der bayerische Baukonzern Max Bögl will die Transrapid-Teststrecke im niedersächsischen Emsland weiter nutzen, um neue Fahrwegträger zu erproben. Dafür bekommt er Applaus von Wirtschaftsminister Philipp Rösler

Die Zukunft der Transrapid-Teststrecke im Emsland ist wieder offen. Der bayerische Baukonzern Max Bögl will die Strecke, die am 30. Juni dieses Jahres stillgelegt werden soll, auch in Zukunft nutzen. „Wir sind an einem Weiterbetrieb der Versuchsanlage höchst interessiert“, sagte Unternehmenssprecher Jürgen Kotzbauer am Donnerstag der taz.

Es gehe darum, neue Fahrwegträger zu erproben, die das Unternehmen eigentlich für die geplante Münchner Transrapidstrecke entwickelt hatte. Doch da diese nicht gebaut wurde, fehlt den Trägern, auf denen der Zug berührungslos gleitet, der Praxistest. Ohne diesen aber erhält Bögl für die Träger – deren Herstellung knapp 30 Prozent billiger ist, als die der auf der chinesischen Pilotstrecke eingesetzten Streckenteile – keine Zulassung.

Das Interesse am Weiterbetrieb der Strecke bedeute aber nicht „dass Bögl die Teststrecke kaufen wolle“, stellt Kotzbauer klar. Nun müssten geplante, aber noch nicht terminierte Gespräche der Betreiber ThyssenKrupp und Siemens mit Vertretern des Bundes und Niedersachsens abgewartet werden, sagt Kotzbauer. Allerdings habe Bögl „bislang noch keine positiven Signale der Betreiber für einen Weiterbetrieb der Stecke erhalten“.

Dass es Gespräche auf höchster Ebene geben werde, bestätigte Niedersachsens Wirtschaftsminister Philipp Rösler (FDP), bei dem der Vorstoß des bayerischen Unternehmens auf positive Resonanz stieß. „Wir sollten ausloten, ob es eine Perspektive geben kann“, sagte Röslers Sprecher. Der Minister hatte sich für den Erhalt der Teststrecke eingesetzt, „um die Vermarktungs- und Exportchancen der Transrapid-Technologie zu sichern“.

„Das Interesse eines solchen Unternehmens kann neue Möglichkeiten eröffnen“, sagte der Sprecher. Es müsste aber entscheidende Signale von Siemens und ThyssenKrupp geben.

Am 22. September 2006 hatte es auf der Teststrecke bei Lathen einen schweren Unfall gegeben. 23 Menschen kamen ums Leben, nachdem ein Transrapid in einen auf der Strecke stehenden Werkstattwagen gerast war. Elf weitere Personen wurden verletzt. Im Dezember 2008 hatten die Betreiber beschlossen, die Teststrecke stillzulegen, da die Technik ausgereift sei und die Strecke deshalb nicht mehr benötigt werde.

Die einzige kommerziell genutzte Transrapid-Trasse misst 30 Kilometer und steht in Shanghai. Die chinesische Regierung hat aber bereits Interesse am Bau zweier weiterer Strecken bekundet. MARCO CARINI