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Archiv-Artikel

Traumatisierende Misshandlung

Betr.: „Die Gesetze der Menschlichkeit“, taz hamburg v. 30.10.03

(...) In Bezug auf die beiden Mädchen Gifty und Sylvia Oppong frage ich mich als Kinder- und Jugendarzt, ob sich einer schon mal Gedanken gemacht hat, was dieses ganze Gerangel bei den Mädchen auslöst. Beide befinden sich in einer der schwierigsten Phasen der persönlichen Entwicklung, die beim Menschen bekannt ist, der Pubertät oder Adoleszenz. In dieser Umbruchphase sind Jugendliche besonders gefährdet, durch starke emotionale Belastungen Schäden in ihrer Persönlichkeitsentwicklung zu erleiden und psychiatrische Symptome zu entwickeln. Das Spektrum reicht von Depression über Aggressivität, Dissozialität bis hin zu Selbstmord.

Die von der Ausländerbehörde geplante und vom Senat gut geheißene Entscheidung, die Kinder von ihrer Mutter zu trennen und in ein Waisenhaus abzuschieben, ist nicht nur unmenschlich, sondern auch eine traumatisierende Misshandlung der jugendlichen Mädchen mit unabsehbaren Folgen. Darüber hinaus passt sie auch nicht zu meinem Rechtsempfinden: Wieso werden die Kinder bestraft für einen Fehler, den die Eltern gemacht haben? Und dann noch mit solch hohem Risiko für Folgeschäden. Fragen, die sich die Ausländerbehörde und der Senat einmal stellen sollten!

Dehtleff Banthien