Wahrheit in Auszügen

Streit um Therapiezentrum für Flüchtlinge: Senat verschweigt Expertenauskunft über Folgen der Schließung

Der CDU-Senat hält Informationen zurück, die seinen Beschluss infrage stellen, das Therapiezentrum „accept“ für traumatisierte Flüchtlinge zu schließen. Gemäß einer Stellungnahme der Psychotherapeutenkammer, die der Senat anlässlich zweier GAL-Anfragen einholte, gibt es keinen Ersatz an Hilfen für Kriegs- und Folteropfer. Doch die Fakten, mit denen die Kammer das Defizit belegt, verschweigt die Regierung. „Ich bin irritiert“, so GALierin Antje Möller, „die Senatsantwort ist nur ein Auszug der Wahrheit.“

„Accept“ ist die einzige städtisch finanzierte Stelle, die auf Hilfen für durch Folter und Verfolgung Traumatisierte spezialisiert ist. Wegen hohen Andrangs gibt es Wartelisten für Therapien. Trotzdem will der Senat die Förderung einstellen und rechtfertigt sich mit sinkenden Flüchtlingszahlen. Therapiebedürftigen könnten niedergelassene Ärzte helfen. Dem widerspricht die Therapeutenkammer. Wie sie dem Senat schreibt, gibt es in Hamburg nur drei niedergelassene Kollegen mit Kassenzulassungen, „die über die notwendigen sozio-kulturellen und fachlichen Kenntnisse zur Traumatherapie verfügen“.

Diese und eine weitere Anwort verheimlicht der Senat aber. So erklärt er auch auf die GAL-Frage nach der Wartezeit für Therapien, diese betrage laut Kammer „im Schnitt etwa sechs Monate“. Der Berufsverband hatte dies aber als „normale Wartezeit“ deklariert und ergänzt, Fristen für traumatisierte Flüchtlinge lägen „deutlich höher. In vielen Fällen erhalten Flüchtlinge gar keinen Therapieplatz.“ Angesichts der selektiven Senatsantwort, so GALierin Möller, „erscheint die Schließung von ,accept‘ nicht sachlich, sondern politisch motiviert“. Eva Weikert