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Archiv-Artikel

kabinenpredigt Ein wahrer Scherz

Im Allgemeinen bekommt es dem Scherz selten gut, wenn man ihm Zwang antut. Deshalb ist der terminlich so streng festgelegte Aprilscherz meist recht ungelenk in seiner Erscheinungsform, sodass er – von allen sofort erkannt – allenfalls müdes Lächeln hervorrufen kann. Der Fußballabteilung der Reinickendorfer Füchse ist es nun aber zum Aprilanfang gelungen, statt zwanghaft lustig zu sein, so geschickt mit der Wirklichkeit zu spielen, dass ihnen gar Medien auf den Leim gingen.

Per Pressemitteilung gaben sie bekannt, dass von nun an Bob Hanning, der Manager des Handball-Bundesligisten Füchse Berlin, auch die Geschäftsführung der Fußballer des Vereins übernehmen werde. Von einer Verzahnung der Ballsportarten war die Rede.

Natürlich ist das ein Scherz, mögen Außenstehende sagen. Wieso sollte sich ein erfolgreicher Handballverein mit den Sorgen eines Fußball-Fünftligisten belasten? Wer aber Bob Hanning kennt, der weiß, dass er es versteht, alles mit jedem zu verzahnen. Binnen kürzester Zeit hat er den geldlosen Füchsen zu einem 3,5-Millionen-Etat verholfen. Es müsse alles getan werden, damit jeder Taxifahrer in der Stadt weiß, wer die Füchse sind, hat der nahezu besessene Netzwerker einst gesagt. Die Heimstätte der Füchse, so Hanning, solle einmal in Berlin zum Treffpunkt von Politik, Wirtschaft und Kultur werden. Und: Im Olympiastadion möchte er irgendwann vor ausverkauftem Haus ein Freiluft-Handballspiel austragen, um ins Guinness-Buch der Rekorde zu kommen, wie er zu Protokoll gab.

Also: All das, was Hanning mit großem Ernst anvisiert, klingt immer auch ein wenig nach einem Scherz. So hätte es doch wahr sein können. Hanning, der unermüdliche Fürsprecher des Handballsports, zeigt einmal kurzerhand den Fußballern, wie man ein unterklassiges Team schnell nach oben bringt – und stärkt dabei unverblümt seine eigene Marke.

Mit ihrem Aprilscherz hat die Fußball-Abteilung Hanning allerdings ein wenig die Show gestohlen. Sein aktuelles Projekt ging dabei nämlich leider ziemlich unter: Die Handball-Frauen der Füchse Berlin (bislang in der Regionalliga aktiv) fusionieren mit dem Ostverein SV BVG 49. In der nächsten Saison dürfen die zwei Mannschaften deshalb unter einem gemeinsamen Namen in der zweiten Liga antreten. Durch die Bündelung der Kräfte soll der Aufstieg nach ganz oben, in die erste Liga geschafft werden. JOHANNES KOPP