Catering statt Kita-Küche

Die 731 Hausarbeiterinnen der Kita-Vereinigung sind von betriebsbedingten Kündigungen bedroht. Die Frauen wollen jetzt um ihre Arbeitsplätze kämpfen: „Wir sorgen in der Kita dafür, dass es für die Kinder ein bisschen wie zu Hause ist“

Von Kaija Kutter

Mit „Zähnen und Klauen“ hätten sie bisher die eigenen Küchen in jeder Kita verteidigt, schreiben Martin Schadel und Hedi Colberg-Schrader in einem Brief an die Mitarbeiterinnen im Hauswirtschaftsbereich. Doch nun, so die Geschäftsführer der „Vereinigung der Hamburger Kindertagesstätten“, würden die Argumente von „wirtschaftlichen Zwängen“ überlagert. Ihre bittere Nachricht: Betriebsbedingte Kündigungen können sie im Hauswirtschaftsbereich „nicht mehr ausschließen“.

Der Spardruck auf den mit knapp 5.000 Beschäftigten und 22.000 Kindern größten Kita-Träger der Stadt ist enorm. Selbst wenn der CDU-Senat keine Standards senkt, rechnen die Geschäftsführer mit Einbußen von zehn Millionen Euro, weil die Personalkosten für alle Kitas pauschaliert werden und die Vereinigung um zehn Prozent höhere Kosten hat. Da man wenig bei Erzieherinnen kürzen will, müssen andere leiden.

Seit dem Brief vom September gab‘s Gespräche. „Es sind mehrere Modelle in Diskussion“, berichtet Betriebsrätin Petra Kronbach. Als am wahrscheinlichsten gilt, dass eine externe Cateringfirma das Essen liefert. Ein großer Anbieter aus Frankfurt wäre sogar in der Lage, alle 174 Kitas zu versorgen. „Man muss sich das mal vorstellen, dann essen alle 22.000 Kinder am gleichen Tag Spaghetti oder Fisch“, überlegt Hausarbeiterin Astrid Offermann. Das Essen würde gekühlt und vakuumverpackt geliefert und dann bloß aufgewärmt. Die Nährstoffe würden dabei geschont, aber dennoch, so Offermann, gingen entscheidende Elemente von ganzheitlicher Kita-Pädagogik verloren. „Heute bekommen die Kinder noch mit, wie es duftet in der Küche, wenn gekocht wird“, sagt sie. „Sie sehen, wie eine Wurzel geschält wird und lernen, dass das Essen nicht aus der Dose, sondern frisch vom Markt kommt.“

Die Hausarbeiterin einer Kita, die im Beisein der Kinder Fenster putzt, Betten bezieht, Babys wickelt oder ein Kinderfest ausrichtet, das wäre für die Kleinen „ein bisschen wie zu Hause“. „Andere Kitas kochen nicht selbst“, ergänzt Kollegin Bärbel Hagelstein (56). „Deshalb bringen viele Eltern ihre Kinder zu uns.“

Noch 2002 hatte die Vereinigung 850 Hausmitarbeiterinnen. Doch weil mit dem Kita-Gutscheinsystem die Sachkosten – zu denen sie zählen – pauschaliert wurden, führte man eine „Vereinigte Kita-Service-Gesellschaft“ (VKSG) ein, in der neue Mitarbeiterinnen für 30 Prozent weniger Geld arbeiten. Mittlerweile arbeiten 111 in der VKSG und 731 zu alten Konditionen bei der Vereinigung – noch zu dem Tarif, bei dem eine Vollzeitkraft etwa 1.100 Euro netto verdient.

Nach Einschätzung von Betriebsrätin Kronbach könnte es sein, dass eine Cateringfirma Angestellte übernimmt, allerdings zu dem um 30 Prozent gesenkten Tarif. „Ich bin allein erziehend. Ich habe meine Miete und Kosten und kann nicht auf 30 Prozent verzichten“, empört sich die 42-Jährige. Zudem sei die jetzige Bezahlung für die „Mischtätigkeit“, zu der sogar die Aushilfe als Pädagogin zählt, schlicht gerechtfertigt. Es kann aber auch sein, dass die Arbeit dieser Frauen an Fremdfirmen mit eigenem Personal übergeben wird.

„Die machen hier 700 Frauen arbeitslos, die Steuern zahlen und ihre Kinder ernähren“, empört sich Offermann. Doch dies scheine offenbar niemanden zu scheren. „Als wir vor zwei Jahren noch für unsere 850 Jobs auf die Straße gingen, hat niemand darüber berichtet“, erinnert sich Kronbach.

Zur gleichen Zeit habe es um 100 bedrohte Jobs beim Musical „Cats“ einen „Riesenwirbel“ gegeben.