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Archiv-Artikel

Spielbank-Aufseher muss in den Knast

Nach vier Jahren fiel das Urteil wegen Automaten-Manipulationen in der Spielbank Hannover. Der Hauptangeklagte, ein Finanzbeamter, muss fast vier Jahre ins Gefängnis, ein Techniker kam mit zwei Jahren Haft auf Bewährung davon

Wegen Manipulationen an Automaten in der Spielbank Hannover ist ein 56 Jahre alter ehemaliger Angestellter des Finanzamtes am Montag vom Landgericht Hildesheim zu einer Freiheitsstrafe von vier Jahren und vier Monaten verurteilt worden. Der Angeklagte habe sich der Beihilfe zur Untreue, Bestechlichkeit und Steuerhinterziehung in besonders schwerem Fall schuldig gemacht. Sechs Monate Haft werden dem 56-Jährigen aufgrund der langen Verfahrensdauer erlassen, ein offener Vollzug ist möglich.

Der staatliche Aufseher im eleganten grauen Anzug nahm das Urteil ruhig und gefasst an. Er hatte bereits kurz nach seiner Festnahme erklärt, „er sei froh, dass das alles ein Ende hat“. Vor vier Jahren war der Schwindel aufgeflogen, der heute 56-Jährige verhaftet worden. Er hatte ein umfassendes Geständnis abgelegt. Wann genau die Manipulationen in der Spielbank begannen, konnte das Gericht jedoch bis heute nicht klären. Irgendwann vor Oktober 2003 – davon geht die Kammer aus. „Die Taten waren relativ leicht durchzuführen, es gab kaum Kontrollen“, sagte der vorsitzende Richter.

Die Beteiligten hatten die Automaten so manipuliert, dass sie auch 500-Euro-Scheine annehmen konnten. Diese nahmen sie aus der Casinokasse. Der Mitarbeiter des Finanzamtes öffnete mit seinem Schlüssel die Spielautomaten – gemeinsam mit dem Techniker, der ebenfalls einen Schlüssel besaß – und zeichnete zudem fingierte Auszahlungsbelege ab. „Der Angeklagte hatte eine amtliche Stellung, die er missbraucht hat“, meinte Schmidt. Das wiege sehr schwer. Der Personenkreis wurde immer größer, bis zuletzt fast alle Angestellten beteiligt waren.

140 Fälle der Bestechlichkeit und Beihilfe zur Untreue sowie 41 Fälle der Steuerhinterziehung, jeweils in besonders schwerem Fall, sieht das Gericht bei dem staatlichen Aufseher als erwiesen an. Dabei flossen insgesamt rund 160.600 Euro in die Taschen der Spielbank-Angestellten. Knapp 32.500 Euro hatte der Angestellte des Finanzamtes für sich behalten.

Verteidiger Albrecht-Paul Wegener will nun eine Revision prüfen. Er hatte mehrfach beantragt, ein psychiatrisches Gutachten für seinen Mandanten einholen zu lassen. Dieser habe unter der Drogensucht zweier Söhne sehr gelitten. „Mein Mandant hat aus einer gewissen Notsituation heraus gehandelt und nicht aus Geldgier. Er wollte die Schulden seiner Söhne begleichen“, erklärte Anwalt Wegener. Er hatte auf eine mildere Strafe plädiert.

Einen mitangeklagten Automaten-Techniker verurteilten die Richter am Montag zu einer Freiheitsstrafe von zwei Jahren zur Bewährung. Zehn weitere Beteiligte hatten bereits Freiheitsstrafen, zum Teil zur Bewährung, erhalten. Vier ehemalige Automaten-Techniker warten noch auf ihren Prozess. Ihre Verfahren wurden aus Krankheitsgründen abgetrennt. DPA