Karsai gewinnt Wahl in Afghanistan

Karsai-Herausforderer Junus Kanuni räumt Niederlage bei Präsidentenwahl ein. Drei Tote bei Selbstmordanschlag in Kabul. Taliban kündigen weitere Anschläge an

KABUL ap/rtr/dpa ■ Amtsinhaber Hamid Karsai hat die Präsidentenwahl in Afghanistan aller Wahrscheinlichkeit nach bereits in der ersten Runde für sich entschieden. Eine Stichwahl wurde nach Auszählung von mehr als 94 Prozent der Stimmen gestern nicht mehr erwartet: Den vorläufigen Ergebnissen zufolge erhielt Karsai bislang 4,2 Millionen und damit mehr als die Hälfte der schätzungsweise 8,1 Millionen abgegebenen Stimmen. Ein Expertengremium prüft allerdings noch Vorwürfe des Wahlbetrugs. Erst nach Abschluss dieser Untersuchung und der Auszählung aller Stimmen wird der Wahlsieger verkündet. Dies könnte noch eine Woche dauern.

Den veröffentlichten bisherigen Ergebnissen zufolge lag Karsais schärfster Rivale, Junus Kanuni, abgeschlagen bei 16,2 Prozent. Trotz Unregelmäßigkeiten bei den Wahlen am 9. Oktober werde Kanuni den Sieg Karsais akzeptieren, sagte ein Sprecher Kanunis. „Wir werden das Ergebnis akzeptieren, weil wir unser Land nicht in eine Krise stürzen wollen“, sagte der Sprecher. Selbst wenn die Zahl der abgegebenen Stimmen die bisherigen Schätzungen von gut 8 Millionen übersteigen würde, war nahezu ausgeschlossen, dass der derzeitige Interimspräsident Karsai noch unter die 50-Prozent-Hürde rutschen würde und somit eine Stichwahl angesetzt werden müsste.

Beim ersten schweren Anschlag seit der Wahl hat am Samstag ein Selbstmordattentäter im Zentrum Kabuls eine 23 Jahre alte Amerikanerin und ein zwölfjähriges afghanisches Mädchen mit in den Tod gerissen. Unter zwei außerdem verletzten Afghanen ist nach Angaben des Präsidentenpalastes in Kabul eine 13-jährige Zeitungsverkäuferin. Die radikalislamischen Taliban bekannten sich zu dem Anschlag und kündigten weitere an.