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Archiv-Artikel

www.nrw-noch-nicht-wm-fit.de

NRW-Sportminister Vesper startet die Internetkampagne der Landesregierung für die Fußball-WM 2006. Doch zwei Jahre vor dem Turnierstart häufen sich die Probleme für die Veranstalter

AUS DÜSSELDORF KLAUS JANSEN

Als Intro flackert ein bunt gestreiftes Band über den Bildschirm: Ausgerechnet das Logo der gescheiterten Bewerbung Düsseldorfs und des Ruhrgebiets für die Olympiade 2012 geleitet den Internet-User auf die Homepage des Landes Nordrhein-Westfalen für die Fußball-Weltmeisterschaft 2006. Ein schlechtes Omen für das Fußballfest in zwei Jahren soll der Verweis auf die größte sportpolitische Pleite des Landes in den vergangenen Jahren jedoch nicht sein: „www.wm2006.nrw.de wird ein Hit“, sagt NRW-Sportminister Michael Vesper (Grüne) anlässlich der Präsentation des Internet-Portals in der Düsseldorfer Staatskanzlei.

„Die Website dient nicht nur der Selbstdarstellung, sondern soll den Besuchern einen konkreten Nutzen bieten“, so Vesper. Deshalb werden den Fans auf der Homepage nicht nur Informationen über Spielzeiten und Ticketpreise, sondern auch Tipps für Ausflüge, Kulturveranstaltungen und Informationen zu den regionalen Fußballteams geboten. „Ich habe Bielefeld sofort gefunden“, witzelt der bekennende Arminia-Fan als Werbebotschafter für den eigenen Internetauftritt.

Eine Million Gäste erwartet die Landesregierung für den Sommer 2006 in NRW, zwischen 250 und 500 Euro soll jeder Besucher an Rhein und Ruhr ausgeben - ein Wirtschaftsfaktor nicht nur für die drei Spielstätten Köln, Dortmund und Gelsenkirchen. 26 Quartiere bieten sich den Fußballmannschaften während der WM als Unterkunft, möglichst viele davon sollen belegt werden. „Wir versuchen, so viele Teams wie möglich im Land zu halten“, sagt Vesper - auch dazu dient die Werbeinitiative.

Der Opposition kommt die PR-Kampagne des Landes bereits jetzt zu spät: „NRW verspielt den Marketingwert dieses Großereignisses“, hatte der FDP-Medienpolitiker Stefan Grüll bereits vor Monaten bemängelt. Im Anschluss an die Präsentation kritisierte er den Auftritt dann als „statisch“ – man hätte sich am Vorbild der Website Bayerns orientieren sollen, von deren Startseite Edmund Stoiber grinst. Vesper jedoch gibt sich zufrieden: „Die FDP-Kritik kann ich nicht ernst nehmen.“

Durchaus ernster nehmen muss Vesper allerdings den Streit um das WM-Quartier der deutschen Nationalmannschaft. Bundestrainer Jürgen Klinsmann hatte sich gegen den Standort Leverkusen ausgesprochen, den der DFB als Dank für die Dienste des Bayer-Konzerns bei der WM-Bewerbung als Trainingszentrum des Teams auserkoren hatte. Vesper jedoch will an Leverkusen festhalten: „Ich kann mir keinen schöneren Ort für die Nationalelf vorstellen. Wir haben in den vergangenen Wochen unsere Kanäle spielen lassen, damit es dabei bleibt“, sagt er. Die endgültige Entscheidung trifft jedoch nicht die Landesregierung, sondern der DFB.

Leverkusen bleibt nicht das einzige Problem des WM-Landes NRW. Gelsenkirchen hat das erhoffte Landesgeld für ein neues Fußballmuseum nicht bekommen, in Dortmund ist offen, ob der finanziell angeschlagene BVB die benötigten acht Millionen Euro für den Umbau des Westfalenstadions zusammen bekommt, und an den Spielorten werden die Hotelbetten für Fans knapp. „Die FIFA hat viele Zimmer für Sponsoren und VIP‘s schon jetzt geblockt, sagt Christine Harrell, Sprecherin des Tourismusverbands NRW. Dennoch werde man alle Gäste unterbringen können – zur Not eben im Umland.

Größtes Sorgenkind im Vorfeld der WM bleibt jedoch die Verkehrsanbindung der Stadien. Zunächst baute die Landesregierung auf den Metrorapid, nun wird nicht einmal das Nachfolgeprojekt Rhein-Ruhr-Express rechtzeitig fertig. Die Folge: Der meiste Verkehr wird über die Straße laufen. „Das ist ein kurzsichtiger Blick, da ist kein ökologischer Gedanke“, sagt Werner Reh, Verkehrsexperte des Bund für Umwelt und Naturschutz (BUND). „Von einem grünen Städtebauminister hätte man erwarten können, dass er langfristigere Projekte anschiebt“, kritisiert er Vesper.

Doch Zeit für große Visionen bleibt nicht mehr, ohnehin ist der Zeitplan eng gestrickt: Nachdem an der Baustelle des WM-Bahnhofes Dortmund-Westfalenhallen Fliegerbomben und Bergbau-Hohlräume die Bauarbeiten verzögert haben, kalkuliert die Stadt mit einer Fertigstellung bis Mitte Mai 2006 - gerade vier Wochen vor dem ersten Anstoß. Ohne weitere Bombenfunde.

Fotohinweis: Grafiker gespart: Zur Fußball-WM 2006 wird das Logo der Olympiabewerbung recycelt www.wm2006.nrw.de