: US-Truppen verstärkt unter Beschuss
Zivilverwalter Paul Bremer rechnet damit, dass Angriffe auf die Besatzungstruppen in Irak zunehmen. US-Regierung denkt über Alternative zum Regierungsrat nach
LONDON/BAGDAD afp/dpa ■ Nach der bisher blutigsten Woche für die US-Streitkräfte in Irak rechnet US-Zivilverwalter Paul Bremer mit einem weiteren Anstieg der Angriffe. Aus Sudan, Syrien, Jemen und Saudi-Arabien seien bereits hunderte professionelle Terroristen nach Irak eingedrungen, sagte Bremer gestern in der Londoner Times. Er denke über die Bildung einer Spezialeinheit aus Mitgliedern verschiedener kurdischer und schiitischer Milizen nach, an der auch ehemalige Geheimdienstmitarbeiter beteiligt werden könnten.
Bremer sagte, die Terroristen reagierten auf die Dynamik des Wiederaufbaus, der im Sinne der USA verlaufe. Er räumte ein, dass den Alliierten ein funktionierendes Geheimdienstnetz fehle, um der Bedrohung zu begegnen.
Unterdessen wird der Ton zwischen der Besatzungsmacht USA und dem provisorischen irakischen Regierungsrat zunehmend rauer. Ursache sind Berichte, wonach die Regierung von US-Präsident George W. Bush über Alternativen zum Regierungsrat nachdenke, da sich die Ratsmitglieder mehr um ihre eigene Interessen als um eine neue Verfassung und andere politische Fragen kümmerten. Ein Mitglied des Regierungsrats betonte, nicht die Besatzungsmacht, sondern nur die UNO sei befugt, über eine mögliche Absetzung des Rats zu entscheiden.
Bei einem neuerlichen Angriff auf die US-Armee wurde am Sonntagabend ein Soldat nahe Iskandarija 40 Kilometer südlich der Hauptstadt durch die Explosion einer panzerbrechenden Granate getötet. In der südirakischen Stadt Basra sind am Sonntag britische Soldaten angegriffen worden. Nach Angaben des Verteidigungsministeriums in London wurde dabei niemand verletzt.
Bei ihrer Suche nach den Drahtziehern der Gewalt nahmen die US-Truppen nach eigenen Angaben mehr als 140 Verdächtige fest. In den Hochburgen der Anhänger von Expräsident Saddam Hussein wurden mehrere Waffenverstecke ausgehoben.