: Klick die Katze
Internet-Suchdienste helfen, verlorene Haustiere wiederzufinden. Doch diese werden auch von Trickbetrügern beobachtet, die so Kontakt zu ihren zukünftigen Opfern aufnehmen
VON TERESA HAVLICEK
Vor einer neuen Internet-Betrugsmasche warnt die Bremer Polizei. Auf taz-Anfrage bestätigte Polizeisprecher Ronald Walther, dass Betrüger immer häufiger versuchen, über das Internet Kontakte zu ihren zukünftigen Opfern herzustellen, um diese später auszunehmen. Die aktuelle Variante: Sie nutzen im Netz veröffentlichte Handynummern, um mit diesen unter falschem Namen Konten bei Zahlungs-Dienstleistern wie „Click&Buy“ zu eröffnen.
Mit welch perfiden Tricks sie dabei arbeiten, musste jetzt die Bremerin Maike Müller* erfahren. Die 26-jährige Studentin hatte mit Angabe von Festnetz- und Mobilnummer im Internet Suchanzeigen für ihre entlaufene Katze veröffentlicht. Gestern am frühen Morgen schien die Suche endlich beendet: Am Telefon meldet sich ein Mann, der sich als „Herr Schmidt vom Tierschutzverein Lilienthal“ ausgibt. Die Katze – die er detailliert beschreiben kann – sei gefunden und beim Bremer Tierheim abgegeben worden. Noch während des Telefonats bekommt Müller per SMS eine Kurzmitteilung auf ihr Handy. Darin angegeben: Eine mehrstellige Zahl. Ob sie die „Chiffre-Nummer“ bekommen habe, die er gerade geschickt hat, will der angebliche Tierschützer wissen. Die bräuchte er von ihr nämlich, so erklärt er der jungen Frau, um die Suche weiterbearbeiten zu können.
„Ich fand das schon ein wenig merkwürdig“, sagt Müller, „aber er hat mir ohne zu zögern Namen und Telefonnummer genannt, als ich ihn danach fragte.“ Dann habe er noch hinzugefügt, er wäre später nicht persönlich zu erreichen, aber „seine Kollegin Frau Schulze“, die wisse Bescheid. Müller gibt sich damit zunächst zufrieden – und ihm die Zahlenkombination aus der SMS. Ein Fehler, wie ihr kurz danach bewusst wird. Die Zahlenkombination stellt sich als Freischaltcode für ein Konto beim Internet-Zahlungsdienstleister „Click&Buy“ heraus. Dort erfährt Müller: Über ihre Mobilnummer hatte jemand innerhalb einer halben Stunde 100 Euro bei einem Online-Glücksspiel verzockt. Ein schwacher Trost: An diesem Tag haben sich noch andere Opfer gemeldet, die mit der Katzenmasche betrogen worden waren.
Ähnliche Fälle sind auch der Bremer Polizei bekannt. Ihr Sprecher Walther spricht von einem „klaren Trend“. Meist würden die „Click&Buy“-Konten eingesetzt, um im Netz zu pokern oder zu wetten, sagt er. „Da muss sich die Firma Gedanken über neue Sicherheitssysteme machen.“
Die Aufklärung von Internetbetrug sei schwierig: „Die Täter sind technisch ziemlich gewieft“, sagt Walther. Die Polizei beschäftige zwar ebenfalls Spezialisten, habe aber nicht genug Personal, um das Netz präventiv zu beobachten. Walther rät Opfern umgehend Anzeige zu erstatten, um später nachweisen zu können, dass sie für die Rechnungen nicht belangt werden können. Meistens, so hat Lovis Wambach von der Bremer Verbraucherzentrale beobachtet, zeige sich „Click&Buy“ gegenüber den Geschädigten relativ kulant. Wambach rät dringend davon ab, im Netz Telefonnummern zu veröffentlichen. „Wenn die einmal aus der Hand gegeben sind, weiß man nicht, wo die noch landen.“
Im Nachhinein versteht auch Maike Müller nicht, wie ihr das passieren konnte. „Ich bin eigentlich ein Datenschutz-Freak, aber ich wollte einfach meine Katze wiederhaben.“ Und dass jemand das ausnutzen würde, hätte sie nicht gedacht.
*Name geändert