: Der nächste Konflikt bei Opel
Angebliche Überkapazitäten beim Ableger Powertrain sollen im Zuge der Sanierung verringert werden. 2.000 von rund 3.000 Arbeitsplätze stehen zur Debatte
FRANKFURT/MAIN taz ■ Jetzt will General Motors (GM) USA offenbar auch das Hirn des Unternehmens in Europa verkleinern. Bei „Powertrain“ – dem Joint Venture von GM und Fiat zur gemeinsamen Entwicklung von Motoren und Getrieben – sollen nach Informationen der taz massiv Stellen abgebaut werden.
Betroffen wäre vor allem das Technische Entwicklungszentrum (TEZ) in Rüsselsheim. Powertrain mit Sitz in Turin beschäftigt weltweit mehr als 18.000 Ingenieure, Techniker und auch Automobilwerker zur Herstellung der neu entwickelten Motoren und Getriebe und auch zum Bau von Fahrzeugprototypen. Am Stammsitz der Adam Opel AG in Rüsselsheim arbeiten knapp 1.700 Powertrain-Beschäftigte noch zu den übertariflichen Konditionen der Adam Opel AG. Bei Opel in Kaiserslautern sind noch einmal 1.350 Menschen bei Powertrain angestellt.
Hintergrund für den avisierten Stellenabbau bei Powertrain sind die bekannten Absatzprobleme von Opel, Saab und Vauxhall in Europa. Nicht gebaute Autos brauchen auch keine Motoren und Getriebe. Das Joint Venture mit Fiat entwickelt sich noch dazu nicht so, wie GM sich das bei der Gründung im Jahre 2000 einmal vorgestellt hat. Eigentlich sollte Fiat Powertrain komplett übernehmen. Doch die Italiener entwickeln immer öfter eigene Motoren und Getriebe an Powertrain vorbei. Branchenkenner wie etwa Ferdinand Dudenhöffer vom Center Automotive Research (CAR) der Fachhochschule Gelsenkirchen glauben deshalb, dass auch GM die Entwicklung und Produktion von Motoren und Getrieben bald wieder in den Konzern „zurückintegrieren“ werde. Spätestens dann werde es wohl zum massiven Abbau von Stellen kommen. Europaweit gehe es um einen „Beschäftigungsüberhang“ von rund 2.000 Angestellten und Arbeitern, so Dudenhöffer.
In Rüsselsheim gingen die Verhandlungen um das „Sanierungspaket Europa“ von GM gestern in die dritte Runde. 12.000 Stellen will GM auf dem Kontinent abbauen, die meisten in den Opelwerken Bochum und Rüsselsheim. Nach dem Streik der vergangenen Woche wurde in allen europäischen Werken von Opel gestern gearbeitet.
KLAUS-PETER KLINGELSCHMITT