hochschulpolitik : Fehlende Debatte
Die Unis in Nordrhein-Westfalen befinden sich in einer Zwickmühle. Zwar diskutiert alle Welt über die Schwächen des deutschen Hochschulsystems und die schlechten Studienbedingungen, doch Wege aus der Misere sind nicht leicht zu finden.
Die Idee, durch vertiefte Kooperationen mit Industrie und Wirtschaft mehr Drittmittel anzuwerben, klingt deshalb im ersten Moment verlockend.
KOMMENTAR VONULLA JASPER
Die Wissenschaftler verlassen ihren Elfenbeinturm und orientieren sich in ihrer Forschung an dem, was Gesellschaft und Markt brauchen. Unternehmen und potente Stifter belohnen die Praxisnähe mit dringend benötigten Spenden.
Doch leider greift der Gedanke in der Realität zu kurz. Die hoffnungslose Unterfinanzierung der Hochschulen treibt die uni-eigenen Fundraiser immer mehr dazu, jeder sich auf tuenden Geldquelle hinterherzurennen. Der Preis, den sie dafür bezahlen: Objektivität und Freiheit in Lehre und Forschung sind in Gefahr. Und ökonomisch unattraktive, aber gesellschaftlich wichtige Randthemen fallen durch das Raster der Förderer. Das Resultat sehen wir heute schon in der medizinischen Forschung: erforscht wird nur, was in Zukunft Profit abwirft.
Notwendig ist deshalb eine breite Debatte, die positive und negative Effekte der Kooperation zwischen Hochschulen und Industrie aufzeigt und die Politik daran erinnert, dass es in allererster Linie ihre Pflicht ist, ein umfassendes Bildungsangebot zu gewährleisten.