OFF-KINO
: Filme aus dem Archiv – frisch gesichtet

„The American Astronaut“ (OF) 28. bis 30. 10. im Eiszeit

Bereits Mitte der 30er begann der Meisterregisseur Yasujiro Ozu sich auf Familiengeschichten – eines der beliebtesten japanischen Genres – zu spezialisieren. Hier fand Ozu die ihm wichtigsten Themen: die Anforderungen und Erwartungen, welche die Generationen aneinander stellen, sowie das generelle Spannungsfeld zwischen Tradition und Moderne. „Tokyo monogatari“ (1953) erzählt die Geschichte eines älteren Ehepaares, das aus der Provinz nach Tokio reist, um zwei seiner erwachsenen Kinder zu besuchen. Kaum angekommen, müssen sie schnell feststellen, dass sie eigentlich nur stören: Bereits ihre Unterbringung gestaltet sich schwierig, zudem sind die Kinder beruflich ausgelastet und haben keine Zeit. Was, so überlegen die Sprösslinge schon bald, sind die Eltern eigentlich „wert“? Muss man teures Gebäck kaufen oder reichen auch ein paar Reiscracker? Und natürlich machen sich auch die Eltern ihre Gedanken: Ist aus den Kindern wirklich das geworden, was man sich immer erhofft hatte? Denn am nettesten benimmt sich die Frau eines im Krieg gefallenen, bereits seit acht Jahren toten Sohnes – im Grunde also eine Fremde. Doch gerade sie wird am Ende, nachdem die Mutter kurz nach der Heimreise verstorben ist und sich die jüngste Tochter über die vermeintliche Lieblosigkeit der Geschwister beklagt, deren Verhalten rechtfertigen: Die Abnabelung der Kinder von den Eltern und die Einbindung in neue familiäre Strukturen sei nun mal ein notwendiger, wenngleich manchmal grausam erscheinender Prozess.

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„Die Kühe sind los“ 28. 10.–3. 11. im Casablanca; 30./31. 10. und 3. 11. im Thalia 1

Mit dem traditionellen Zeichentrickfilm im Zeichen der Maus ist es ja nun vorbei, nachdem man bei Disney angekündigt hat, künftig ganz auf den Computer umzusatteln. Der Schwanengesang heißt „Die Kühe sind los“ und ist ein zwar nicht wirklich brillantes, jedoch recht fröhliches Unterfangen für den unbeschwerten Blödsinn: Drei Milchkühe begeben sich im Wilden Westen auf Schurkenjagd, um mit dem Kopfgeld ihre Farm vor dem Verkauf zu bewahren. Neben der konsequenten Stilisierung der Westernlandschaft lebt der Film von der gelungenen Charakterisierung der Hauptfiguren: Neben den Kühen treten unter anderen der profilneurotische Hengst Buck und der Viehdieb Alameida Slim, der die Rinder stets mit seinem genialen Gejodel hypnotisiert, in Erscheinung. Slapstick und viel Tempo sind garantiert, und wie immer richtet sich das Ganze an Kindsköpfe jedweden Alters.

„Tokyo monogatari“ (OmÜb) 31. 10. im Arsenal 1

In erster Linie wirkt Cory McAbbee als Sänger der Rockband The Billy Nayer Show aus San Francisco. Für das Independent-Space-Musikdrama „The American Astronaut“ fungierte das Multitalent allerdings auch als Regisseur, Drehbuchautor, Hauptdarsteller und (Ko-)Komponist: Sechs Jahre benötigte McAbee zur Fertigstellung seiner Geschichte um einen seltsame Tauschgeschäfte betreibenden Weltraumhändler, in der die verschiedenen bizarren Charaktere immer wieder sehr einfallsreich in Szene gesetzte Anlässe zu Gesangs- und Tanzeinlagen aller Art finden. Unterhaltsam und skurril. LARS PENNING