: Das Wunder des Neorealismo
„Fernsehen ist das einzige Schlafmittel, das mit den Augen eingenommen wird“, meinte der italienische Regisseur Vittorio De Sica, dessen Karriere in den Dreißigerjahren begann, als Schauspieler am Theater. Die Hauptrolle in dem Film „Männer taugen nichts“ machte ihn bekannt, bevor er 1940 anfing, selbst Regie zu führen. „Maddalena, ein Mädchen mit Pfiff“ nannte sich sein Debüt. Eine Verwechslungskomödie.
Doch letztlich wollte De Sica mit seinen Filmen den Menschen alles andere als ein Schlafmittel verabreichen. Wie viele andere Regisseure in Europa zeigte er nach dem Zweiten Weltkrieg wenig Lust auf Hollywoodkomödien, und mit seinen Kollegen Roberto Rossellini, Luchino Visconti und Cesare Zavattini schuf De Sica den Neorealismus. Darin reflektiert sich die Nachkriegssituation meist armer Menschen. Realistischer wirkte das Ganze, weil die Darsteller selten Stars und die Schauplätze sich im wahrsten Sinne des Wortes auf der Straße fanden.
Auch aus dem einfachen Grund, weil oft das Geld fehlte. So nahm De Sica selbst kleine Filmrollen an, meist gab er dabei den Bonvivant und Frauenheld, um damit seine eigenen Filmprojekte verwirklichen zu können. Es entstanden Erfolge wie „Schuhputzer“ (1946), „Umberto D.“ (1951) und die Filmklassiker „Fahrraddiebe“ (1948) und „Das Wunder von Mailand“ (1950). Später kehrte er den politischen Themen den Rücken und drehte zahlreiche Filme mit Sophia Loren und Marcello Mastroianni. Doch kam er dabei thematisch immer wieder zum Zweiten Weltkrieg zurück, wie auch in „Und dennoch leben sie“ aus dem Jahr 1961, mit dem am Montag im Filmkunsthaus Babylon die Retrospektive Vittorio De Sica, anlässlich seines 30. Todestags, eröffnet wird. Info: www.fkh-babylon.de LH