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Archiv-Artikel

Alten- statt Sprachpflege

Historisch überzeugend: Das Goethe-Institut wird Altenpflegeschule. Insgesamt haben die Verkäufe aus dem städtischen „Sondervermögen Immobilien und Technik“ 2008 zehn Millionen Euro erbracht

Aktuell im Angebot: Zwei Rathäuser und ein Ortsamt. Nur den Knast will keiner

Von Henning Bleyl

Das frühere Goethe-Institut am Fedelhören hat einen neuen Besitzer: Für einen ungenannten Preis geht der viergeschossige Komplex, der ursprünglich als Remberti-Schule errichtet wurde, an die Bremer Heimstiftung. Laut Stiftungsvorstand Alexander Künzel sollen hier künftig „alle Fragen des Älterwerdens“ behandelt werden. Das somit expandierende Ausbildungszentrum für Altenpflege und Physiotherapie ist bislang Außer der Schleifmühle ansässig.

Das Haus am Fedelhören, zu dem ein 1.580 Quadratmeter umfassendes Grundstück gehört, hat viel Geschichte: 1939 wurde das Gebäude vom Sicherheitsdienst (SD), dem zentralen, unter anderem der Gestapo zuarbeitenden Nachrichten- und Abwehrdienst der NSDAP, belegt. Dessen Hauptsitze befanden sich in der Hohenlohe-, der Sögestraße 38 und der Graf-Moltke-Straße 60, so dass am Fedelhören offenbar nur eingeschränkte Aktivitäten entfaltet wurden. Nach Kriegsende wurde das Gebäude erneut für den regulären Schulbetrieb genutzt, 1981 zog das Goethe-Institut mit jährlich rund 800 internationalen SprachschülerInnen ein.

Durch die jetzige Transaktion werden die historischen Verhältnisse wieder hergestellt: Die 1596 gegründete Remberti-Schule unterstand der Aufsicht des Remberti-Stifts, ursprünglich als Aussätzigen-Hospital vor den Toren der Stadt gegründet. Dessen Altenpflegebereich wird heute von der Heimstiftung betrieben, der außerdem das ebenfalls benachbarte St. Remberti-Haus mit seinen Seniorenwohnungen und Betreuungseinheiten gehört. Für allerlei Praxisbezüge ist also gesorgt, zumal sich 1979 auch die „Altengaststätte“ der Lebensabend-Bewegung Bremen-Mitte auf dem Gelände ansiedelte.

Gerade die historischen Dimensionen sorgten bei dem nun abgewickelten Verkauf zunächst für Probleme: Der Denkmalschutz für die 1851 errichtete heutige Gebäudesubstanz erschwerte nach Angaben von „Immobilien Bremen“ die Kunden-Akquise. Das Goethe-Institut war bereits 2005 an die Universität gezogen, bis zur Veräußerung seines alten Sitzes mussten fast vier Jahre Leerstand überbrückt werden. Insgesamt hat die städtische Verwertungsgesellschaft im Augenblick 31 Objekte im Sofortverkaufsangebot, beispielsweise das derzeit noch als Jugendzentrum genutzte „Wehrschloss“, die Rathäuser von Hemelingen und Aumund oder das Vegesacker Ortsamt. Hinzu kommt eine nicht näher spezifizierte Zahl von nur langfristig zu veräußernden Objekten – darunter echte Ladenhüter wie die JVA Blockland.

Immerhin hat „Immobilien Bremen“ nach Angaben der zuständigen Abteilungsleiterin Susanne Engelbertz im vergangenen Jahr an die achtzig Verkäufe getätigt. Allein aus dem „Sondervermögen Immobilien und Technik“, in dem die zuvor öffentlich genutzten Gebäude wie ehemalige Schulen erfasst sind, seien zehn Millionen Euro erzielt worden. Konkrete Angaben über Einzelerlöse würden aus Gründen des Kundenschutzes nicht gemacht.