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Archiv-Artikel

Lebensgefahr für Japaner im Irak

Al-Sarkawis Terrorgruppe droht im Internet, ihr jüngstes Entführungsopfer zu enthaupten, sollte Japan seine Truppen nicht binnen 48 Stunden abziehen

BERLIN ap/dpa ■ Irakische Extremisten um Abu Mussab al-Sarkawi haben mit der Ermordung eines Japaners gedroht. Sollte Tokio seine Soldaten nicht binnen 48 Stunden abziehen, werde der Entführte enthauptet, hieß es in einem Internet-Video. Bei der Geisel handelt es sich nach Angaben von Angehörigen um den 24-jährigen Shosei Koda, der als Tourist im Irak unterwegs war. Japans Premier Junichiro Koizumi erklärte gestern, er werde sich den Forderungen der Terroristen „nicht beugen“. Japan hat 500 Soldaten im Südirak stationiert. Nach Angaben des Außenministeriums entsandte die Regierung einen Botschafter nach Jordanien, der bereits im April bei der Entführung von fünf Japanern erfolgreich vermittelt hatte.

In Bedschi wurden nach Polizeiangaben zwei irakische Vertragsarbeiter vor ihren Häusern entführt. Zur gleichen Zeit stellte die Al-Sunna-Armee Bilder von elf irakischen Nationalgardisten ins Internet. Sie habe die „Milizionäre der Besatzungsarmee“ gefangen, teilte die Gruppe mit, ohne Forderungen zu stellen.

Gut zwei Monate nach der Entführung von zwei Journalisten hofft Frankreich weiter auf ihre Freilassung. „Wir bleiben zuversichtlich“, sagte Kulturminister de Vabres gestern in Paris. Schon vor vier Wochen hatte die Regierung angedeutet, die Freilassung von Christian Chesnot und George Malbrunot stehe eventuell bevor. Über das Schicksal der entführten Care-Chefin von Bagdad, Margaret Hassan, ist indes weiterhin nichts bekannt.

Unter dem Saddam-Regime wäre al-Sarkawi längst gefasst, glaubt Iraks Verteidigungsminister. Der Terrorist profitiere von der „demokratischen Atmosphäre“. Er und seine Gefolgsleute missbrauchten Frauen und Kinder als menschliche Schutzschilde, sagte Hasim Schaalan.

Nach britischen Gerichtsdokumenten haben die USA schon im Oktober 2002, fünf Monate vor Beginn des Irakkriegs, Pläne für die Invasion an die britische Armee weitergeleitet. Britische Verantwortliche hätten bereits Anfang Dezember mit dem Training der Soldaten beginnen wollen, hieß es in den Akten. Das Verteidigungsministerium erklärte gestern, es habe zwar Planungen gegeben. Die Entscheidung sei aber erst nach der Parlamentsdebatte im März gefallen.