tackle in the box: köppel is back
: Rückkehr des „Schwerverbrechers“

Horst Köppel ist wieder da. Toupet-Star der 1970er, Beckenbauer-Sherpa der 1980er, C-Promi der 1990er – der 56-jährige Fußballlehrer mit dem traurigen Cockerspaniel-Blick ist seit Mittwoch zurück in der Bundesliga. Amateur-Trainer Köppel wurde von seinem Verein Borussia Mönchengladbach verdonnert, die Interims-Nachfolge des entlassenen Holger „Fachinger“ Fach anzutreten. Am Samstag sitzt Köppel gegen Bayern München auf der Bank – und feiert damit eines der kuriosesten Comebacks der Bundesliga-Geschichte. 12 Jahre nach seiner Entlassung bei Fortuna Düsseldorf ist Köppel wieder Übungsleiter in der ersten Profiliga. Nur Rolf Schafstall konnte auf eine ähnlich lange Pause zurückblicken, als er 2001 nach neunjähriger Abstinenz wieder in Liga 1 beim VfL Bochum angestellt wurde.

Köppels letztes Profispiel als Coach datiert vom August 1992. Damals schaffte er mit Fortuna Düsseldorf nur ein 0:0 gegen Meppen. Nach einem Negativ-Saisonstart von 3:11 Punkten musste der Ex-DFB-Trainer gehen. Am Ende hatte sich fast die gesamte Anhängerschaft der Fortuna gegen den eigenbrötlerischen Schnauzbart-Träger gewandt. „Köppel raus“, schallte es fast nach jedem Spiel von der Tribüne im mittlerweile abgerissenen Rheinstadion. Nach einer Niederlage gegen Mainz 05 musste Köppel sogar vor handgreiflichen Fans der Rot-Weißen geschützt werden. Das von Köppel geleitete Training fand zuletzt unter Polizeischutz statt. „Ich bin doch kein Schwerverbrecher, doch hier wird man behandelt wie ein Schwerverbrecher“, beschwerte sich Köppel über den rüpelhaften Anhang. Die Fortuna-Basis verübelte dem sportlich Verantwortlichen vor allem, dass er allzu lang an seinem Stuhl klebte und eine frühzeitigere Entlassung mit versteckten Regress-Drohungen gegen den Club aufschob: „Ich muss auch an das Finanzielle denken. Sollte ich schon einen schlechten Abgang bekommen, will ich wenigstens Schmerzensgeld.“

Kurz zuvor war der Schwabe mit den Landeshauptstädtern aus der Bundesliga abgestiegen. Köppel war der vierte Trainer in der Düsseldorfer Chaos-Spielzeit 1991/92. Nach den Kollegen „Peppi“ Hickersberger, Rolf Schafstall und Jürgen Gede scheiterte Köppel am Versuch, die Relegation aus der wiedervereinigungsbedingt auf 20 Clubs aufgestockten Bundesliga zu verhindern. Als desaströser Tabellenletzter verabschiedete sich die Fortuna aus der Oberklasse. Medien und Vereinsobere waren gegen Köppel, der die letzten Sympathien der Fans verlor, als er die Publikumslieblinge „Carlo“ Werner, Sven Demandt und Anthony Baffoe aus dem Kader warf.

Im Internetforum der heute drittklassigen Düsseldorfer löste die Verpflichtung Köppels durch den Niederrhein-Rivalen Gladbach Hohn und Spott aus. Dort postete ein Fortuna-Fan: „Super geil, Köppel übernimmt die Ostholländer! Wie der drauf ist, haben wir ja am eigenen Leib erfahren müssen.“ MARTIN TEIGELER