Auf der richtigen Rheinseite

Der ehemalige Meistercoach der Krefelder Pinguine, Butch Goring, soll die Eishockeycracks der Düsseldorfer EG wieder nach vorne bringen. Erste Erfolge des charismatischen Trainers sind sichtbar

„Wir sind dabei, ein richtiges Eishockeyteam zu werden“

AUS DÜSSELDORFCHRISTIANE MITATSELIS

Butch Goring langweilte sich in den vergangenen Monaten ganz schön. Der 55-jährige Kanadier war als Scout bei den New-York Islanders in der National Hockey League angestellt. Da die beste Eishockey-Liga der Welt momentan aber durch einen Arbeitskampf ruht, gab es nicht viel zu scouten für den Eishockey-Trainer. Und so war er glücklich, als er einen Anruf aus Germany erhielt. Die Düsseldorfer EG brauchte dringend einen Retter. Der knorrige Tölzer Trainer Michael Komma war mit der DEG zum Auftakt der DEL-Saison in den Tabellenkeller gestürzt und deshalb entlassen worden. Goring, Krefelder Meistercoach von 2003, fühlte sich der Aufgabe gewachsen und unterschrieb bis zum April 2005. „Die Mannschaft ist besser als der Tabellenplatz“, sagte der Kanadier und fügte zur besonderen Freude der Düsseldorfer hinzu: „Ich glaube, dass ich jetzt auf der richtige Seite des Rheins angekommen bin.“

Das war vor zwei Wochen und es scheint, dass die Düsseldorfer alles richtig gemacht haben. Nach einer Niederlage in Wolfsburg gewann die DEG ihre letzten vier Spiele. Die Profis, Ausländer wie Deutsche, blühen seither richtig auf. Unter Komma erzielte die Mannschaft in sechs Spielen nur zehn Tore, unter Goring verbesserte sie ihre Quote dramatisch auf 17 Treffer in fünf Partien. Geschäftsführer Elmar Schmellenkamp freut sich ganz besonders darüber, dass Goring „einen guten Draht“ zum Team habe. „Er kann die Spieler motivieren.“ Und das wichtigste: Goring besitzt ein Talent dafür, aus einer Trümmermannschaft ein Siegerteam zu formen. Dies bewies er eindrucksvoll, als er im Dezember 2002 bei den krisengeschüttelten Krefeldern einsprang und sensationell deutscher Meister wurde.

Ist Goring im Besitz von Zauberkräften? „Nein, das nicht“, sagt DEG-Kapitan Andrew Schneider. „Wir haben alle riesigen Respekt vor unserem neuem Coach. Er vermittelt uns den Glauben an unsere Stärke.“ Und natürlich versprüht der Trainer durch seine Vita eine ganz besondere Aura. Einen dicken Goldring trägt er an der Hand – er besitzt vier dieser protzigen Schmuckstücke. Viermal nämlich gewann der Mann aus Manitoba als Spieler mit den New York Islanders den Stanley Cup, die Meisterschaft in der NHL. Das macht Eindruck. Zudem propagiert Goring eine Art von Eishockey, die den Spielern Freude macht. „Ich gewinne lieber 6:5 als 2:1“, sagt er. „Wir setzen den Gegner unter Druck.“ Mit der Entwicklung der DEG ist er zufrieden: „Wir sind dabei, ein richtiges Eishockeyteam zu werden.“

In Krefeld war Goring nach der Meisterschaft mit einem lukrativen Zweijahres-Vertrag ausgestattet worden. Danach war der Trainer nicht mehr richtig bei der Sache. Die Mannschaft, die er selbst zusammengestellt hatte, verlor ein Spiel nach dem anderen. Im Dezember 2003 flog Goring und kehrte nach New York zurück. Mit den mutmaßlich finsteren Seiten des Trainers will sich der DEG-Geschäftsführer lieber nicht befassen. „Ich weiß nicht, was damals in Krefeld passiert ist“, sagt Schmellenkamp. „Für uns war es wichtig, dass Butch zum Feuerwehrmann taugt.“ Und das tut er.

Eigentlich steht der neunten Deutschen Meisterschaft der DEG damit nichts mehr im Wege. „Ach“, sagt Schmellenkamp. „Das wäre natürlich ein Traum, aber so weit denken wir noch nicht. Wir wollen in die Play-offs und dann sehen wir weiter.“ Goring könnte die Düsseldorfer auch mit einem Sieg im Prestigekampf bei den Kölner Haien am 18. November beglücken. Seit fast zwei Jahren hat die DEG nicht mehr gegen den Lieblingsfeind gewonnen. „Das tut ganz schön weh“, sagt Schmellenkamp.