Aus dem Leben eines Generaldirektors

In Brüssel ist Nikolaus van der Pas für Bildung und Kultur zuständig. In Bremen beweist er sich als Eurokrat

Bremen taz ■ Ehrbar das aufklärerische Bemühen: Helga Trüpel (Grüne), seit dem Sommer Bremer Europa-Abgeordnete, hat es sich zur Aufgabe gemacht, Kommunikationsdefizite zwischen Brüssel und Bremen auszugleichen. Mit einer hochkarätig besetzten Vortragsreihe will sie „in regelmäßig unregelmäßigen Abständen Einblicke in die europäische Politik“ vermitteln. Am Donnerstag im Paula-Modersohn-Becker Museum. Es sprach: Nikolaus van der Pas, sein Thema: europäische Kulturpolitik.

Nikolaus van der Pas ist Generaldirektor der Generaldirektion Bildung und Kultur der Europäischen Kommission in Brüssel und beschäftigt sich also „mit sehr komplizierten Dingen“. Wenn auch die EU ausdrücklich keine Kulturkompetenz hat, und der Generaldirektor der Generaldirektion für Kultur nur 3,5 Promille des Gesamtetats im Auge behalten muss: jährlich 35 Millionen Euro, das ist in ungefähr der Betrag, den ein Stadttheater braucht. Aber es kommt ja auf Ideen und Leidenschaft an, sagt der Generaldirektor.

Also rin in die Gefühlswallungen des Herrn van der Pas: „In dem Bemühen“, so liest sich eine generaldirektorielle Idee, und – erstaunlich – genau so hört sie sich auch an, „um die Schaffung eines gemeinsamen Kulturraums unter Wahrung der nationalen und regionalen Vielfalt schlägt die Kommission ein Programm zum Ausbau der länderübergreifenden kulturellen Zusammenarbeit vor.“

Während der Referent referiert, trainiert Trüpel die Gesichtsmuskulatur. Schwant ihr, dass van der Pas selbst hartgesottene Euro-Euphoriker zu Bruxelles-Skeptikern bekehren könnte? Zurück zum Programm: Dessen wesentlichstes Merkmal ist, dass es vorgibt, die verfügbaren Cents auf die Mobilität von Künstlern, Werken und den plurilateralen Gedankenaustausch zu kleckern, wenn diese im Stande sind, Formular-Kompendien im Seitenumfang von „Krieg und Frieden“ auszufüllen. Obwohl: „Wir wollen das vereinfachen“, verspricht, für seine Verhältnisse vollmundig, der van der Pas. Großes Generaldirektorehrenwort.

Der Name des Programms wird später noch debattiert. „Kultur 2007“ heißt es, und „vielleicht findet sich ja noch ein erotischerer Titel“, hatte Trüpel eingangs suggeriert. Tolle Idee. Ein Titel, der Leidenschaften wecken würde. Mit feeling, sexappeal und Emotionen, das stände dem Kulturprogramm der EU gut zu Gesicht. Nur leider wird selbst das nicht gehen. Denn da ist OLAF vor: Das Europäische Amt für Betrugsbekämpfung. bes