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Archiv-Artikel

Neuer ohne Schonfrist

Eltern- und Lehrer erleichtert über Langes Rücktritt

Von KAJ

Der Bildungsbereich reagierte gestern durchweg erleichtert auf Rudolf Langes Rücktritt. Doch bis hin zum konservativen Deutschen Lehrerverband (DL) wurde auch ein Politikwechsel gefordert. „Nur mit dem Austausch einer Person ist nichts geholfen“, erklärte die Vorsitzende der Elternkammer, Sabine Bick. Ein „richtiger Neuanfang“ müsse her. Dabei müssten alle Baustellen im Bildungsbereich aufgelistet und geguckt werden, welches Projekt verschoben werden könne (siehe rechts).

Als „lange überfällig“ bezeichnete GEW-Sprecherin Ilona Wilhelm den Rücktritt. Lange habe in der Kita-Politik „Chaos und ein finanzielles Desaster“ angerichtet und der Schulpolitik „großen Schaden“ zugefügt. Die unter Lange eingeschlagene bildungspolitische Richtung finde bei Eltern, SchülerInnen und Lehrkräften „keine Akzeptanz“. Wenn hier keine neue Weichenstellung erfolge, bleibe der Posten des Bildungssenators ein „Schleudersitz“. „Die konservative Handschrift muss weg“, erklärte auch Elternsprecher Günther Thomsen vom Eimsbüttler Schuldreieck, das für morgen Abend eine Bildungsdemonstration mit Laternen plant.

„Es muss wieder Ruhe einkehren an den Schulen“, forderte DL-Sprecher Arno Becker. Deshalb sollte der Nachfolger jetzt die „völlig unnötige“ Reform der Berufsschulen stoppen. Becker war der einzige, der auch „positive Dinge“ aus der Ära Lange erwähnte. Die Einführung von Bildungsstandards sei „überfällig“ gewesen. Allerdings habe Lange Förderstunden eingespart, die nötig seien, um jenen zu helfen, die diese Standards nicht erfüllen: „Die Sache war nicht rund.“

Es sei von Anfang an ein Fehler gewesen, einen Militär zum Bildungssenator zu machen, erklärte Matthias Taube von „FamilienPower“. Langes Nachfolger müsse einen Politikstil pflegen, der Erzieher, Lehrer und Eltern von Reformen auch überzeugt. Die Dramatik der Situation verbiete es, dem neuen Senator 100 Tage Schonfrist einzuräumen.

Angesichts des Chaos um die Kita-Gutscheine sei es „konsequent, dass der Senator dafür die politische Verantwortung übernimmt“, erklärte Landespastorin Annegrethe Stoltenberg für das Diakonische Werk und erinnerte an das Wesentliche: „Jetzt müssen schnell Lösungen gefunden werden, um das Kita-Gutschein-System auszufinanzieren.“ KAJ